Nachdem in den vergangen Jahren der umlaufende Wall am Kapellenberg an verschiedenen Stellen untersucht worden ist, konzentrierten sich die Archäologen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) umd Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn ausschließlich auf die Innenfläche des Plateaus. Durch die langjährigen Begehungen war von der ausgesuchten Stelle besonders viel Siedlungsmaterial in Form von Keramikbruchstücken, verbrannten Lehmbrocken von Hauswänden und Steingeräten bekannt. Es stellte sich die Frage, ob das Material nur noch oberflächlich vorhanden war, oder ob noch Funde im Sediment verborgen lagen. Letzteres würde dafür sprechen, dass die Erosion das Plateau des Kapellenberges nicht ganz so angegriffen hat, wie das von anderen Fundplätzen bekannt ist. Tatsächlich konnten in einem kleinen Schnitt Konzentrationen von Keramik, Lehm, Holzkohle und einigen Steingeräten aus der Zeit um 4.000 v. Chr. kartiert werden. Diese weisen zwar nicht auf eine noch intakte ehemalige Oberfläche hin, wohl aber auf einen Tritthorizont unterhalb der damaligen offenen Flächen um die Häuser. Solche Tritthorizonte sind für die allermeisten steinzeitlichen Dörfer nicht erhalten.
Da der Kapellenberg heutzutage von Wald bedeckt ist, können immer nur kleine Parzellen untersucht werden, so sollen auch in den nächsten Jahren Flächen im Plateaubereich und an den Hängen geöffnet werden.
»Die Konzentration von hunderten von Keramikscherben unterhalb einer ehemaligen Oberfläche sind für Siedlungen der Michelsberger Kultur sonst noch nirgendwo beobachtet worden, von manchen Kolleginnen und Kollegen wird gar die Existenz von Siedlungen innerhalb von Wall-Graben-Anlagen ganz angezweifelt. Die diesjährigen Erkenntnisse werden die Diskussionen neu beleben – wiederum erweist sich der Kapellenberg als Glücksfall für die archäologische Forschung«, erläutert Gronenborn.
»Dass die Geschichte vom Kapellenberg seit den ersten Lesefunden in den 70iger Jahren dann zu derart neuen Erkenntnissen und einer Neubewertung führt, lässt die Geschichte auch von Hofheim in einem anderen Licht erscheinen«, bewertete Bürgermeisterin Gisela Stang die weiteren Untersuchungen. »Die hessenARCHÄOLOGIE wird das Projekt am Kapellenberg weiter fördern, umso mehr als dass es in das Forschungskonzept zu historisch gewachsenen Kulturlandschaften in Hessen passt. Die gute Zusammenarbeit mit dem RGZM wie auch mit der Stadt Hofheim sind beispielhaft«, sagt der stellvertretende Landesarchäologe Dr. Udo Recker.
Die in dieser Woche endende Grabung wurde ausgerichtet vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Kooperation mit der hessenARCHÄOLOGIE und unterstützt von der Stadt Hofheim. Das Team wurde in diesem Jahr durch die Bodenkundler Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer von der Universität Frankfurt und Prof. Dr. Sabine Fiedler von der Universität Mainz erweitert. Prof. Dr. Andreas Junge von der Universität Frankfurt übernahm die geophysikalischen Prospektionen. Die Untersuchungen werden begleitet von einer Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim sowie Führungen über den Kapellenberg, von denen eine noch am 28. September um 15:00 Uhr stattfinden wird.