An dem Projekt mit dem Titel "PONS - Brücke" sind neben den Göttingern acht weitere Archäologische Institute in Deutschland beteiligt. Zentraler Aspekt ist neben einem gemeinsamen Kerncurriculum der Studierendenaustausch zwischen den Instituten, der eine breite Grundbildung garantieren und individuelle Schwerpunktwahl ermöglichen soll.
"Da sich die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge in unserem Fachgebiet an jeder Universität anders entwickelt haben, ist ein Wechsel der Hochschule während des Studiums fast unmöglich geworden. Diese Lücke wollen wir mit dem Projekt schließen", erklärt der Leiter des Göttinger Archäologischen Instituts, Prof. Dr. Johannes Bergemann. Um die Formalitäten während ihres Gastaufenthalts so gering wie möglich zu halten, sollen die Studierenden einen ähnlichen Status bekommen wie Erasmus-Studierende. Die beteiligten Hochschulen wollen den Studienortwechsel mit Beratungs- und Begrüßungsgesprächen begleiten. Die Studienleistungen sollen innerhalb des Netzwerks vollständig anerkannt werden. "Eine geschickt gewählte ,Tour' durch zwei oder drei Universitäten führt zur notwendigen sachlichen Breite und erlaubt es außerdem, spezifische Vertiefungen in die Ausbildung zu integrieren", so Prof. Bergemann. Zu den weiteren Maßnahmen des Projekts gehören unter anderem eine Internetplattform, auf der sich alle beteiligten Institute mit ihren Schwerpunkten präsentieren, Unterstützung bei der Wohnungssuche sowie eine fortlaufende interne und abschließende externe Evaluierung.
"Die Universität Göttingen erwartet von dem Projekt beispielgebende und damit auch übertragbare Impulse für andere ,kleine Fächer' zum universitätsübergreifenden Studium", so Universitätsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Lücke. Das Netzwerk umfasst ein Drittel der universitären Einrichtungen der Klassischen Archäologie in Deutschland: Neben Göttingen sind die Universitäten in Bochum, Bonn, Freiburg, Heidelberg, Leipzig, Regensburg, Rostock und Tübingen beteiligt. "Wir haben uns bewusst für kleine und mittelgroße Städte und Institute mit komplementären wissenschaftlichen Profilen entschieden, was eine übersichtliche und studierendennahe Koordination ermöglicht", erklärt Prof. Dr. Ralf von den Hoff vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Freiburg. An vier Hochschulen soll außerdem das Fach Christliche Archäologie/Byzantinische Kunstgeschichte exemplarisch eingebunden werden. Die Laufzeit des Projekts beträgt zunächst vier Jahre. Die Studierendenvertretungen aller Institute sollen regelmäßig über die Ergebnisse informiert und an den Evaluierungen beteiligt werden.
Der Freiburger Archäologe hofft, dass bereits im Wintersemester 2010/2011 die ersten Wechsler losgeschickt werden können. Die Beteiligten starten schon jetzt mit der Ausarbeitung. Etabliert sich die "PONS-Brücke", kann sich von den Hoff vorstellen, die Mobilitätsförderung auf andere Bereiche der Archäologie oder die Klassischen Altertumswissenschaften, sowie auf größere Universitäten zu erweitern.
Die VolkswagenStiftung und die Stiftung Mercator hatten für den Wettbewerb "Bologna - Zukunft der Lehre" jeweils fünf Millionen Euro Preisgeld zur Verfügung gestellt. Von den gut 350 teilnahmeberechtigten deutschen Hochschulen hatten sich im vergangenen Sommer 105 beworben. Unter den insgesamt 180 Antragsskizzen wählte die Jury 25 Vorschläge aus, die diese Woche in der Finalrunde in Hannover vorgestellt wurden.