Wasser bedeutet Leben. Besonders augenfällig wird das an Oasen, die mitten in einer Wüste liegen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Hochkultur des Alten Ägyptens, die auf den segensreichen Hochwassern des Nils beruhte. Nicht ganz so lange, aber seit mehr als 3.500 Jahren, sind die Flussoasen in der Küstenwüste von Peru besiedelt.
Privatdozent Dr. Jussi Baade und sein Mitarbeiter Dr. Ralf Hesse von der Universität Jena haben mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Entwicklung der Kulturlandschaft im Palpa-Tal im Süden Perus erforscht. Sie konnten belegen, dass die bis zu vier Meter mächtigen Terrassen durch die kontinuierliche Bewässerung mit sedimentbefrachtetem Flusswasser entstanden sind. "Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass sich jedes Jahr bis zu 3 Millimeter Boden abgesetzt hat. Bislang wurde davon ausgegangen, dass unregelmäßig auftretende Überschwemmungen diese Terrassen im Palpa-Tal entstehen ließ", sagt Baade. Bei dieser Theorie sei von einem Klimawandel in der Küstenwüste Perus ausgegangen worden, der sich nicht bestätigen ließ.
Im Rahmen ihrer Feldforschungen hoben die Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität zahlreiche Gruben aus, um die Abfolge der Bodenschichten zu analysieren. Mittels sedimentologischer Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Entstehung der Terrassen im Wesentlichen auf den jahrtausendelangen saisonalen Eintrag von Sediment durch die Bewässerung mit Flusswasser zurückzuführen ist. Das Vorhandensein von Holzkohle und Keramikscherben wird als weiterer Beleg für die landwirtschaftliche Nutzung gewertet. Mit der Radiokohlenstoffmethode wurde das Alter der Proben bestimmt. Die ersten Bewässerungsböden sind demnach zwischen 4.900 und 3.500 Jahre alt. Ihr heutiges Ausmaß erreichte die Bewässerungsfläche wohl bereits vor 2.150 bis 1.300 Jahren, also deutlich vor der spanischen Besiedlung.
Die Bewohner der Flussoase entlang des Rio Palpa und des Rio Vizcas, die beide in den Rio Grande münden, profitieren bis heute von einem ausgeklügelten System der Kanalbewässerung. Sie bauen u. a. Kichererbsen, Baumwolle, Mais, Mangos und Zitrusfrüchte an. Offensichtlich wirkt sich der Unterschied im Höhenniveau zwischen Äckern und Fluss positiv aus. "Wir haben kaum Versalzungen festgestellt", sagt Ralf Hesse. Das liege wohl auch daran, dass das eingeleitete Wasser nach unten sickern kann. Von Vorteil war zudem die Begrenzung der Anbauflächen auf etwa 2,5 mal 10 km - vergleichbar mit der Ausdehnung des Saaletals bei Jena. Dass noch heute in diesem Gebiet Bewässerungslandwirtschaft betrieben wird, zeigt, wie robust das traditionelle System des Bewässerungsfeldbaus hier ist.