"Viel ehrenamtliches Engagement, viel Wissen und wenig hauptamtlicher Überbau - das ist das Besondere der Kommissionen. Hier verbindet sich die Kompetenz von 70 beziehungsweise 160 Mitgliedern aus Hochschule, Museum, Archiv und Fachinstitutionen mit der Überzeugungskraft ihres ehrenamtlichen Engagements. Um diese 'Akademie der Ehrenamtlichen' beneidet man uns in ganz Deutschland", so LWL-Direktor Matthias Löb. "Die Ehrenamtlichen sind keine staatlich bezahlten Auftragsforscher, sie schreiben keine Gefälligkeitsbücher, dienen nicht der Rechtfertigung eines bürokratischen Apparates. Sie sind einzig der wissenschaftlichen Neugierde verpflichtet. Mit ihrem Bemühen, die Eigenarten und Besonderheiten der Region immer genauer zu untersuchen sind sie ein großer Gewinn für ganz Westfalen." Die beiden Kommissionen erstellen Publikationen und richten Tagungen aus. Um die Herausgabe der Schriften und die Tagungsorganisation kümmert sich ein kleines Team von sechs Hauptamtlichen, die der LWL zur Verfügung stellt.
"Der LWL und seine Mitgliedskommunen profitieren unmittelbar von den Forschungen der Kommissionen", so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Als Beispiele nennt sie die aktuelle Ausstellung "Stonehenge" im LWL-Archäologiemuseum in Herne, bei der Teile der Ausstellung aus der aktuellen Arbeit der Altertumskommission stammen. Auch die Nachschlagewerke der Historischen Kommission - etwa das Westfälische Klosterbuch oder das Handbuch der jüdischen Gemeinschaften - gäben den Städten und Gemeinden verlässliche Forschungsergebnisse an die Hand. Besonders wertvoll seien die Bände des "Historischen Atlas Westfälischer Städte", in denen "die einzelnen Städte so genau beschrieben werden, dass sie als kleine Stadtgeschichten anzusehen sind", so Rüschoff-Parzinger.
Dr. Aurelia Dickers, Stadtarchäologin von Münster und Vorsitzende der Altertumskommission für Westfalen, betont die Aktualität der Arbeit: "Die Kommissionen sind alt, aber ihre Methoden sind sehr aktuell." So habe die Kommission Schwerter aus dem frühen Mittelalter mit einem Computertomografen untersuchen lassen. Ähnlich innovativ sei der Ansatz, mit fotogrammetrischen Methoden 3D-Modelle von steinzeitlichen Großsteingräbern zu erstellen, die man sich auf dem heimischen Notebook ansehen könne. "Wir hoffen natürlich, dass sich die Menschen dann auch auf den Weg machen, um die ältesten Baudenkmäler Westfalens im Original zu sehen", so Dickers, "denn die sind beeindruckend".
Für die Historische Kommission sind Editionen - leicht lesbare Fassungen von jahrhundertealten Quellen - nach wie vor eine wichtige Aufgabe. Das "Westfälische Urkundenbuch" bis 1325 ist zwar formal abgeschlossen, aber die ersten Bände entsprechen schon lange nicht mehr dem Forschungsstand und müssen dringend überarbeitet werden. Frei verfügbare digitale Ausgaben rücken immer mehr in den Vordergrund.
Von den aktuellen Projekten der Historischen Kommission hebt die Kommissionsvorsitzende Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, im Hauptamt Leiterin der Abteilung Westfalen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, zwei besonders hervor, die "die ganze Bandbreite der bearbeiteten Themen deutlich machen". Auf der einen Seite erarbeiten etwas ein Dutzend Kommissionsmitglieder gerade ein Handbuch zur Geschichte der Hexenverfolgungen. Geplant sind Überblicksartikel zu den Verhältnissen in den einzelnen Territorien, aber auch Artikel zu allen Orten mit nachweisbaren Verfolgungen. "Auf der anderen Seite haben gerade die Vorbereitungen für eine zusammenfassende Darstellung zur Geschichte der Zementindustrie in Westfalen begonnen, also ein Thema der jüngeren Zeit und der Gegenwart. Die Historische Kommission", so Black-Veldtrup, "arbeitet interdisziplinär und stets am Puls der Zeit".