Neue Forschungsgruppe zu frühen Begegnungen zwischen Homininengruppen

Mateja Hajdinjak baut eine neue Max-Planck-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig auf.

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Mateja Hajdinjak
Mateja Hajdinjak baut eine neue Max-Planck-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig auf. Foto © Alexander Hübner

Moderne Methoden zur Gewinnung alter DNA aus den Überresten von frühen modernen Menschen und Neandertalern haben faszinierende Einblicke in unsere Evolutionsgeschichte ermöglicht. Doch trotz der Datenfülle sind detaillierte Informationen zu Schlüsselereignissen wie der frühen Ausbreitung des Menschen aus Afrika rar. Die neu gegründete Max-Planck-Forschungsgruppe für Hominine Paläogenomik unter der Leitung der Genetikerin Mateja Hajdinjak hat sich zum Ziel gesetzt, diese Lücken zu schließen und unser Wissen über die genetische Vielfalt und die Überlebensstrategien des modernen Menschen entscheidend zu erweitern.

Die Erforschung der menschlichen Evolutionsgeschichte durch die Analyse alter DNA von längst verstorbenen Organismen hat es Forschenden ermöglicht, genetische Variation über Zeit und Raum hinweg zu untersuchen – nicht nur innerhalb und zwischen heute lebenden menschlichen Populationen. Obwohl bereits Genomdaten von mehr als 10.000 frühen modernen Menschen vorliegen, sind bisher nur wenige Genome aus der Zeit sequenziert worden, als sich Menschen erstmals in und aus Afrika ausbreiteten und mit anderen Homininengruppen interagierten. Die begrenzte Verfügbarkeit genetischer Daten aus einer so entscheidenden Phase unserer frühen Vorgeschichte schränkt unser Wissen über das Aussterben anderer Homininengruppen und das Überleben des modernen Menschen als der heute einzigen Homininengruppe auf der Erde stark ein.

"Um diese Lücke zu schließen, wird unsere Gruppe modernste Methoden anwenden, um alte, schlecht erhaltene DNA aus den Skelettresten von modernen Menschen und vor allem auch von Neandertalern aus ganz Eurasien zu gewinnen. Dabei werden wir uns vor allem auf den Zeitabschnitt konzentrieren, in dem sich diese Gruppen möglicherweise begegnet sind", sagt Forschungsgruppenleiterin Mateja Hajdinjak. "Die Erforschung unserer nächsten Vorfahren und nahen Verwandten – des modernen Menschen und des Neandertalers – wird nicht nur neue Einblicke in die genetische Variation dieser Gruppen, ihre Interaktionen, ihr lokales Verschwinden und ihre Anpassungen an neue Lebensräume geben, sondern auch unser Verständnis dessen, was den modernen Menschen zu dem gemacht hat, was er heute ist, grundlegend verändern.”

Mateja Hajdinjak absolvierte ihr Masterstudium in Molekularbiologie an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb in Kroatien. Anschließend promovierte sie am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und an der Universität Leipzig. Während ihrer Promotion verdoppelte sie die Gesamtzahl der für Downstream-Analysen verfügbaren Neandertaler-Genome und ebnete damit den Weg für die Rekonstruktion der genomischen Diversität des Neandertalers über sein gesamtes geografisches und zeitliches Verbreitungsgebiet. Nach ihrer Promotion war sie als Postdoc am Francis Crick Institute in London, Großbritannien, tätig - im Rahmen des Marie Skłodowska Curie Actions Programms der Europäischen Union.

Max-Planck-Forschungsgruppen bieten promovierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern die Möglichkeit, frühzeitig eigenständige Forschung zu betreiben und ein eigenes wissenschaftliches Profil zu entwickeln. Die Leiterinnen und Leiter dieser Gruppen werden vom Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft berufen und genießen einen unabhängigen Status innerhalb des Instituts.