Wissenschaft fragt danach, wie Dinge wirklich sind. Sie bringt Diskussion hervor und schafft durch wiederholbare Methoden neue, nachvollziehbare Erkenntnisse. Um Wissenschaft zu betreiben und weiterzuvermitteln, braucht es Bildung. Lange herrschte die Überzeugung vor, dass Wissenschaft und Bildung die Voraussetzung für Entwicklung und Wohlstand seien. Diese Überzeugung wird jedoch heute durch „alternative Fakten“ und Verschwörungstheorien infrage gestellt. Wozu schwierige Fragen stellen, wenn viele Menschen einfache Antworten wünschen und der eigenen Meinung größte Bedeutung zugemessen wird? Wozu Wissenschaft, wenn sich mit Falschbehauptungen viel besser regieren lässt? Wozu ein mühsames Ringen um Erkenntnis, wenn sich Geld mitunter besser durch Fehlinformation als durch Wahrheitstreue verdienen lässt?
In einer Zeit, in der diese Fragen Konjunktur haben, lohnt sich ein Blick darauf, wie Wissenschaft entstanden ist, wo sie begann. Was verstanden Menschen im Altertum unter Wissenschaft? Wie entwickelten sich einzelne Wissenschaftsbereiche, wie z. B. Philosophie, Theologie, Geschichte, Astronomie oder Medizin? Welcher Nutzen wurde gezogen, welche Kritik geübt?
Gab es noch andere Methoden und Quellen der Erkenntnis und welche Bedeutung hatten sie? Damit wird die Frage „Wo beginnt Wissenschaft?“ von einer historischen auch zu einer sachlichen: Was genau ist eigentlich Wissenschaft und wo sind ihre Grenzen?
In der Ringvorlesung gehen die Tübinger Altertumswissenschaften diesen Fragen in verschiedenen historischen Epochen und geografischen Räumen nach. Vom Alten Orient mit Mesopotamien, Israel / Palästina und Ägypten über Griechenland, Rom, Qumran, Byzanz bis in die islamische Welt werden Wissenschaftskonzepte vorgestellt und in ein Verhältnis zu unseren heutigen Vorstellungen gesetzt. Ein Auftakt zu modernen Verschwörungstheorien beleuchtet die gegenwärtige Relevanz der Fragestellung.
Das Programm finden Sie hier.
Organisation: Prof. Dr. Wiebke Meinhold (Altorientalische Philologie); † Prof. Dr. Jakob Wöhrle (Ev. Theologie / Altes Testament)