Zweiter Brand im römischen Ziegelofen in Lage
Von Donnerstag, 14. Juli, bis Sonntag, 17. Juli, werden im rekonstruierten Militärziegelofen wieder Ziegel gebrannt. Besucher haben an diesen Tagen letztmalig Gelegenheit, sich den Brand live anzuschauen, denn nach dem Ausräumen der Ziegel wird der Ofen endgültig abgebaut. Anlässlich des Varusjahres 2009 hatten Wissenschaftler des LWL und des LVR (Landschaftsverband Rheinland) in einem Gemeinschaftsprojekt versucht herauszufinden, wie ein römischer Ziegelofen funktioniert und wie leistungsfähig diese Öfen waren. Grundlage des einmaligen Praxistests waren Grabungsfunde, die Archäologen des LVR in Dormagen zu Tage gefördert hatten. Dabei handelte es sich um eine römische Militärziegelei mit mindestens sechs Ziegelöfen, in denen bereits 30 n. Chr. Ziegel hergestellt wurden. Fast 40 Jahre lang betrieb die 1. Legion Germanica diese früheste nachweisbare römische Garnisonsziegelei am Niederrhein.
Die Produktpalette der Dormagener Ziegelei ist beeindruckend. Die Öfen versorgten die römischen Kastelle in Dormagen, Bonn und Umgebung mit Dach-, Boden- und Mauerziegeln sowie kunstvollen Stirn- bzw. Schmuckziegeln mit Darstellungen aus der griechischen und römischen Mythologie. Insgesamt haben die Archäologen 23 verschiedene Formate nachgewiesen.
Aufgrund seines guten Erhaltungszustandes konnte 2009 auf dem Gelände des LWL-Industriemuseums in Lage erstmals ein Ziegelofen aus dieser Grabung in Originalgröße rekonstruiert werden. Mit seinen enormen Ausmaßen (jeweils vier Meter breit und hoch sowie sechs Meter tief) und einem Gewicht von ca. 60 Tonnen gehört dieser Ziegelofen zu den größten nachweisbaren Öfen an der Fundstelle in Dormagen. In diesem Ofen konnten problemlos ca. 3.800 römische Ziegelplatten gebrannt werden.
Der erste Probebrand im Ziegeleimuseum, begleitet von Messtechnikern der Eon Ruhrgas AG aus Essen, zeigte Erstaunliches: In römischen Ziegelöfen wurde bereits eine Qualität erreicht, die den heutigen Ofen- und Qualitätsstandards entspricht. Weil damals die Leistungsgrenze noch nicht voll ausgeschöpft wurde und das Temperaturgefälle im Ofen sehr groß war, entschloss man sich zu einem zweiten Probebrand. Zuvor wurde die Brennkammer vergrößert und die Ofendecke baulich verändert. "Dadurch konnten wir die Besatzmenge um 30 Prozent erhöhen und hoffen so die Zugverhältnisse im Ofen zu optimieren", erläutert der Projektleiter Dr. Andreas Immenkamp vom LWL-Industriemuseum. "Beim aktuellen Brand wollen wir unter anderem die maximale Leistung eines solchen Ziegelofens ermitteln."
Die Ergebnisse bilden die Grundlage für verlässliche Annahmen über die Produktivität römischer Garnisonsziegeleien. "Wir erhoffen uns aber nicht nur ein viel besseres Bild über die Leistung und die wärmetechnischen Vorgänge im Ofen zu erhalten, uns interessieren auch die Bedingungen unter denen römische Ziegelbrenner haben arbeiten müssen", ergänzt Immenkamp.
Nebenbei bemerkt: Für den viertägigen Ziegelbrand verschlingt der Ofen zwölf Raummeter Buchenholz und etwa 30 Raummeter Reisigbündel. Wie bereits vor zwei Jahren unterstützt das "Jobcenter Lippe Pro Arbeit" und die "Euwatec gGmbH" auch diesmal das Projekt mit der Stellung von Personal. Seit Anfang Mai arbeiten vier Arbeitskräfte engagiert mit an dem Projekt. Nach Abschluss der Baumaßnahmen und dem Einsetzen der Rohlinge sind die Ofenleute zurzeit dabei, die letzten Vorbereitungen für den Ziegelbrand zu treffen.
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