Woher stammen die Menschen in Mittelasien?

 

Wo kommen die zahlreichen in Mittelasien und dem Kaukasus lebenden Bevölkerungsgruppen her? Mit dieser spannenden Frage beschäftigt sich jetzt ein Internationales Forscherteam aus Deutschland, Großbritannien und Usbekistan.

Der Genpool der Bevölkerungsgruppen jener Region - soviel ist bekannt - weist eine große Diversität auf; es lassen sich Komponenten sowohl eindeutig europäischer als auch asiatischer Herkunft nachweisen. Zur Erklärung dieser "Mittelstellung" existieren in der Forschung zurzeit zwei alternative Ansätze: Während die "Heartland"-Hypothese besagt, dass die meisten Bewohner Asiens und Europas gemeinsam von einem zentralasiatischen Genpool abstammen, besteht nach der "Admixture"-Hypothese die Bevölkerung Zentralasiens aus einer "Mischung" von Europäern und Asiaten, die zu verschiedenen Zeitpunkten in diese Region eingewandert sind.

Von der VolkswagenStiftung mit 100.000 Euro gefördert, will das internationale Forscherteam diese Hypothesen nun überprüfen - und zwar, und das ist der wissenschaftliche Kunstgriff, nicht anhand menschlicher Erbinformation, sondern mit Hilfe von Genen des Magenbakteriums Helicobacter pylori. Bakterien dieser Art, die in der Magenschleimhaut von mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung vorkommen, werden vorwiegend innerhalb der Familie übertragen und verhalten sich damit ähnlich wie ein direkt vererbtes Abstammungsmerkmal. Dadurch lassen sich aus den Genen von Helicobacter pylori Spuren sowohl lange zurückliegender als auch in jüngerer Zeit erfolgter Völkerwanderungen erkennen. Dies konnten die an diesem Projekt beteiligten europäischen Wissenschaftler bereits nachweisen; veröffentlicht wurden diese Ergebnisse zwischenzeitlich in "Science" [299 (2003), pp. 1582-1585].

Dr. Mark Achtman vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und Professor Dr. Sebastian Suerbaum vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Hochschule Hannover wollen in Zusammenarbeit mit Forschern der Usbekischen Akademie der Wissenschaften in Taschkent und der University of Oxford in Großbritannien sich diese "Eigenschaften" von Helicobacter nun zu Nutze machen und zunächst eben jene Bakterien - und damit deren Gene - von Bevölkerungsgruppen in Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan, Tadschikistan sowie aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan gewinnen. Diese sollen dann mit den Gensequenzen in existierenden großen Datenbanken verglichen werden, in denen entsprechende Angaben zu Populationen aus der ganzen Welt abgelegt sind. Die Forscher hoffen, auf diese Weise die Herkunft und Zusammensetzung der unterschiedlichen ethnischen Gruppen Mittelasiens und des Kaukasus bestimmen zu können und zugleich die Evolution der Magenbakterien besser zu verstehen.

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