Wie das Wasser nach Xanten kam
Die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana wurde durch Quellen am Nordosthang der Sonsbecker Schweiz versorgt, wo die Archäologen bereits Abschnitte der Wasserleitung kannten. Die nächsten Nachweise finden sich erst wieder im Bereich des Meisenweges in Xanten selbst. Der komplette Verlauf der Leitung war bislang nicht bekannt.
Eine erste Ahnung bekamen die Wissenschaftler durch Luftbilder des Luftbildarchäologen Dr. Baoquan Song von der Universität Bochum. Auf den Bildern sind dunkle Punkte - fast parallel zur Gelderner Straße - zu sehen, die sich wie Perlen auf einer Schnur aneinander reihen. Ob es sich wirklich um Fundamente der römischen Wasserleitung handelt, sollte durch geophysikalische Untersuchungen mit Sonden geklärt werden. Auch hier zeichneten sich die vermuteten Fundamente auf einer Strecke von mehreren hundert Metern deutlich ab.
Klarheit konnten aber letztlich nur die Ausgrabungen bringen. In einem Suchschnitt legten Mitarbeiter der Außenstelle Xanten vier Fundamente von Brückenpfeilern frei. Mittelalterlicher Steinraub hatte aber außer den quadratischen Bodenplatten aus Gussbeton von den Pfeilern selbst nichts übrig gelassen. Klar ist aber: Hier hat in römischer Zeit eine Brücke gestanden, um das Wasser über die 2,2 Kilometer breite Talsenke zwischen dem Balberger Wald und der Hees in die antike Stadt zu leiten. Außer in Xanten gab es vergleichbare Bauwerke im nördlichen Rheinland nur noch in Köln und Bonn.
Diese Grabungen sind jetzt wieder verfüllt, aber sie waren nur der Auftakt eines kleinen Forschungsprogramms, das auch insgesamt das Umfeld der römischen Stadt in den Blick nehmen wird: Die Ausgrabungen sollen im Jahr 2009 weiter gehen. So wird noch zu klären sein, ob die vorgefundenen Pfeiler zu einer Aquäduktbrücke - wie bei der großen Eifelleitung nach Köln - gehörten, oder ob die weite Talsenke mittels einer auf Bögen geführten Druckleitung - wie bei der Bonner Leitung - gequert wurde. Auch die Rekonstruktion der Brücke wirft spannende Fragen auf: im Pfeilermauerwerk wurden Steinreste gefunden, deren Herkunft die Geologen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland derzeit versuchen zu klären.
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