Wenn Wälle brennen und Steine schmelzen
Die Archäologen konnten im Laufe der Jahre die Reste einer bronzezeitlichen Siedlung (1800 – 1100 v. Chr.) freilegen. Bronzene Schmucknadeln, Armreifen und Fingerringe, Beile und Lanzenspitzen wurden neben den Scherben tönerner Gefäße entdeckt. Knochen von Menschen und den verspeisten Haus- und Wildtieren wurden geborgen. Auch dutzende Pfeilspitzen aus Feuerstein kamen zum Vorschein. Die Forscher analysierten die Funde nun auf ihre Bedeutung hin. Schicht für Schicht wurden tausende Steine, Überreste mehrerer Bauten, freigelegt und auf Plänen verzeichnet. In den tieferen Schichten fanden die Archäologen verkohlte Holzbalken. Ein großes Feuer, so heiß, dass selbst Steine zum Schmelzen begannen, hat gewütet. Aber wie und wann kam es zu diesem Brand und was hat hier am »Burgberg« gebrannt? Die Lösung dieser Frage war erst sechs Jahre nach der Grabung gefunden: Ein erster Befestigungswall, der die Menschen vor 3500 Jahren schützen sollte, ging im Pfeilhagel eines massiven Angriffs unter. Der Holzkasten des Walls wurde in Brand gesteckt und ist lichterloh abgebrannt. Schädelreste zeugen bis heute vom brutalen Untergang der Siedlung der Bronzezeit.
Der Wall war bei der Grabung schwer zu erkennen, denn die Kelten haben 1.000 Jahre später den zerstörten älteren Wall eingeebnet. Auf den Resten der Brandkatastrophe der Bronzezeit wurden eine Schmiede, Werkstätten für die keltische Schmuckproduktion und Münzprägung, errichtet. Den Forschern ist es nun gelungen den Aufbau der Anlage und ihre Zerstörung mit Hilfe von Virtual Reality zu rekonstruieren. Die Pfeilspitzen im Inneren der Siedlung und der abgebrannte Wall belegen den verheerenden Angriff, der die dichte Besiedlung des Ortes für mehrere Jahrhunderte unterbrach.
Die Siedlung am »Burgberg« von Schwarzenbach befindet sich nur einen Tagesmarsch südöstlich von Pitten entfernt, am Handelsweg von den Kupferabbaugebieten an der Rax in das pannonische Tiefland. Von der Siedlung aus kann der Weg nach Osten in die pannonische Ebene weithin überblickt werden. Wissenschaftler sehen die strategische Lage der Siedlung, die zahlreichen Funde und die Befestigungsanlage als Beweise, dass der Kupferhandel von hier aus gesichert wurde. Bei den Machthabern an der Kupferroute muss es sich um Personen von hohem sozialen Status gehandelt haben. Ihre Macht und ihr Wohlstand bauten auf der Kontrolle des Rohstoffhandels auf, was ihnen jedoch zum Verhängnis wurde. Um 1100 v. Chr. wurden sie von unbekannten Feinden angegriffen und ausgelöscht oder vertrieben. Die nächsten Siedlungsspuren auf dem »Burgberg« stammen von den Kelten im dritten Jahrhundert vor Christus.
Heute erfreut sich dieser Ort großer Beliebtheit bei den tausenden Besuchern des Keltenfestivals (17.-19. Juni) und des Freilichtmuseums Schwarzenbach, das aktuell mit Förderung des Landes Niederösterreich und der ecoplus um zwei keltische Wohngebäude mit einer Ausstellung der Funde erweitert wurde. In der Ausstellung vor Ort wird der Aufbau der rekonstruierten bronzezeitlichen Wallanlage anhand eines Videos und eines dreidimensionalen Modells genau erklärt.
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