Wechsel an der Spitze der rheinischen Bodendenkmalpflege
Jürgen Kunow war seit Juli 2004 Chef des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland – und damit in der Funktion als Landesarchäologe des Rheinlandes. Der 1953 in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) geborene und in West-Berlin aufgewachsene Kunow studierte ab 1972 in Berlin, Freiburg und Marburg Ur- und Frühgeschichte, Provinzialrömische Archäologie, Geschichte und Europäische Ethnologie. 1980 wurde er in Marburg mit einer Arbeit über den römischen Import in der Germania libera promoviert.
Seine berufliche Laufbahn begann er 1981 am Rheinischen Landesmuseum Bonn. Bereits ab 1987 leitete er eine Abteilung im dann eigenständigen Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege. Im September 1992 trat er die Stelle als Direktor des Brandenburgischen Landesmuseums für Ur- und Frühgeschichte in Potsdam an und wurde somit Landesarchäologe für das Land Brandenburg. Ab 1995 wirkte Kunow als Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2004 holte der LVR Kunow zurück nach Bonn, wo er Leiter des Amtes für Bodendenkmalpflege wurde – der größten Landesarchäologie in Deutschland.
Von Mai 2003 bis Mai 2015 war Kunow Vorsitzender des Verbandes der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. In dieser Funktion vertrat er die amtliche Bodendenkmalpflege gegenüber zahlreichen staatlichen und wissenschaftlichen Stellen. Insbesondere wirkte er an Denkmalschutzgesetzen der Länder mit. Zeitgleich gehörte Kunow dem Exekutivkomitee und der Jahresversammlung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz an.
Von 2007 bis 2017 wirkte er als Mitglied der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Seit 2007 ist er Mitglied des DAI und gehört seit 2014 – noch bis Mai 2019 – der Zentraldirektion des DAI an.
LVR-Kulturdezernentin Milena Karabaic: »Als langjähriger Vorsitzender des Verbandes der Landesarchäologen hat Jürgen Kunow Archäologie und Bodendenkmalpflege in Deutschland geprägt. Er genießt aufgrund seiner Mitwirkung in zahlreichen internationalen Gremien auch über Deutschland hinaus ein hohes Ansehen.«
Jürgen Kunow legte bei seiner Amtsführung besonderen Wert auf den »Dreiklang«, wie er zu sagen pflegte: Sein Haus sei Denkmalfachbehörde, Dienstleister für Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger und außeruniversitäre Forschungseinrichtung.
Besonders wichtig war ihm die Umsetzung strategischer Konzepte im Zielkonflikt von Denkmalschutz und Rohstoffgewinnung, der in Rohstoff-Ländern wie Brandenburg und NRW nicht ausbleibt. So sichern großflächige Rettungsgrabungen im Vorfeld der umfangreichen Eingriffe durch Braunkohlentagebaue und Kiesabbau zumindest dauerhaft die archäologischen Quellen.
Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildete auch die In-Wert-Setzung und Präsentation von Bodendenkmälern. Eines der bedeutendsten Projekte ist hierbei die für 2021 vorgesehene Anerkennung des »Niedergermanischen Limes« und damit der Relikte des Römischen Militärs entlang des Rheins zwischen Remagen und Katwijk als UNESCO-Welterbe. Es wäre zweifellos einer der wichtigsten Erfolge, die auf die Amtszeit von Jürgen Kunow zurückgehen.
Erich Claßen neuer Landesarchäologe
Zum Nachfolger Kunows und neuen Landesarchäologen für den rheinischen Teil Nordrhein-Westfalens wurde Dr. Erich Claßen berufen. Claßen (Jahrgang 1973) wuchs in Heimbach-Vlatten (Kreis Düren) auf, besuchte das Gymnasium in Zülpich und studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische und Provinzialrömische Archäologie sowie Geologie/Paläontologie in Köln. Der Fachmann für die Jungsteinzeit (Neolithikum) promovierte über die Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte einer bandkeramischen Siedlungsgruppe im Rheinland. Für diese Arbeit wurde er 2007 mit dem Archäologiepreis der Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier und 2012 mit dem Preis der Offermann-Hergarten-Stiftung an der Universität zu Köln ausgezeichnet. Erich Claßen nahm im In- und Ausland an zahlreichen Grabungen teil und leitete eine Reihe von Grabungen selbst. Die Grabungen in Deutschland, Portugal, Frankreich, Namibia und Ägypten umfassten zusammengerechnet einen Zeitraum von nahezu zwei Jahren.
Nach einem Volontariat bei der Landesarchäologie in Sachsen-Anhalt trat Erich Claßen 2007 in den Dienst des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ein. Er war Dienststellenleiter für die Bodendenkmalpflege in der Region Ingolstadt und gleichzeitig stellvertretender Referatsleiter sowie Referent für Vorgeschichte für den Regierungsbezirk Oberbayern. 2010 wechselte er an die Archäologische Staatssammlung München, wo er als Referatsleiter für Vorgeschichte tätig war.
2013 kehrte Erich Claßen an den Rhein zurück. Der Landschaftsverband Rheinland übertrug ihm die Leitung der Außenstelle Overath des Amtes für Bodendenkmalpflege. Sie ist zuständig für die Rheinschiene von Düsseldorf bis Bonn sowie das rechtsrheinische Gebiet zwischen der Ruhr und der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz. Offiziell erfolgt der Amtswechsel zum 1. Januar 2019.
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