Was wird aus Aleppos historischem Erbe?
Unter dem Titel »Die Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise« bauen sie im Rahmen von zwei Forschungsprojekten zum einen eine Datenbank auf, mit der sie die kriegsbedingten Schäden in Aleppo systematisch dokumentieren. Zum anderen erstellen sie ein 3D-Modell des in weiten Teilen zerstörten Basars Aleppos, vormals einer der schönsten Basare der islamischen Welt. Die Vorhaben sind angesiedelt in Berlin am Deutschen Archäologischen Institut und am Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen–Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Gerda Henkel Stiftung stellt für beide Initiativen insgesamt knapp 750.000 Euro bereit. 2016 hat die Gerda Henkel Stiftung ein »Soforthilfeprogramm für Syrien« im Umfang von einer Million Euro aufgelegt. Die maßgebliche Einbindung syrischer Forscher in die Entwicklung und Durchführung aller Projekte sowie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für junge Syrerinnen und Syrer sind wesentliche Merkmale des Programms.
Die beiden Forschungsprojekte bauen auf einer bereits vorhandenen Archivdatenbank des Museums für Islamische Kunst (Berlin) und des Deutschen Archäologischen Instituts, dem so genannten Syrian Heritage Archive Project, auf: Über 100.000 Fotos, Pläne und Karten zu syrischen Kulturgütern wurden mit Mitteln des Auswärtigen Amts hier zwischen 2012 und 2016 digitalisiert. Ein Schwerpunkt der Überlieferung liegt auf der Stadt Aleppo. Im Rahmen der neuen »Damage Assessment«-Datenbank sollen nun die historischen Daten mit dem Wissen um die aktuellen Zerstörungen verknüpft werden. Ziel des 3D-Modells des Basars von Aleppo wiederum ist es, an einem wesentlichen Beispiel eine konkrete wissenschaftliche Basis für die Diskussion zum Wiederaufbau zu schaffen. Partnerin ist hierbei die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, wo der virtuelle Modellbau umgesetzt wird. Grundlage beider Vorhaben ist ein breites Netzwerk aus syrischen Nachwuchswissenschaftlern und Fachleuten sowie internationalen und deutschen Experten. Die Projektteams in Deutschland bestehen vor allem aus syrischen Mitarbeitern und werden von syrischen Experten koordiniert. Geplant sind zudem Schulungen und Qualifizierungsangebote in Deutschland und im Libanon.
Die Gerda Henkel Stiftung wurde im Juni 1976 von Frau Lisa Maskell zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel als gemeinnützige Stiftung des privaten Rechts mit Sitz in Düsseldorf errichtet. Die Förderungen der Gerda Henkel Stiftung gelten den Historischen Geisteswissenschaften, vorrangig der Geschichtswissenschaft, der Archäologie, der Kunstgeschichte und historischen Teildisziplinen. Seit einigen Jahren wendet sich die Stiftung vor allem im Rahmen der Sonderprogramme »Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen« sowie »Sicherheit, Gesellschaft und Staat« auch gegenwarts- und zukunftsbezogenen Themen zu. In ihrem Förderschwerpunkt »Patrimonies« setzt sie sich verstärkt für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein. Vor dem Hintergrund der massiven Zerstörungen von Kulturgütern in Syrien, im Irak und im Jemen sowie der Fluchtbewegungen innerhalb des Nahen Ostens und nach Europa hat die Stiftung 2015 einen »Temporären Förderschwerpunkt für gefährdete und geflohene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Krisengebieten« im Umfang von zwei Millionen Euro eingerichtet. Im Frühjahr 2016 wurden für ein »Soforthilfeprogramm für Syrien« weitere Fördermittel in Höhe von einer Million Euro zugesagt. Die Gerda Henkel Stiftung ist in Deutschland und international tätig. In den 40 Jahren ihres Bestehens hat sie weltweit rund 6.400 Forschungsprojekte mit mehr als 140 Millionen Euro unterstützt.
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