Was Töpfe und Schalen über Migration im prähistorischen Ägypten erzählen können
Für Laien sind die Reste von Alltagsgeschirr und Aufbewahrungsgefäßen am Fundplatz von Buto im ägyptischen Nildelta einfach nur ein Haufen Scherben. Dem Archäologen können sie aber überraschende Einblicke in das Leben der Menschen am Nil vor über 6.000 Jahren bieten. In den ältesten Siedlungsschichten aus dem späten Neolithikum (um 4000 v. Chr.) dominieren zwei Arten von Keramik: Mit der Hand geformte Gefäße, wie sie auch in anderen ägyptischen Siedlungen dieser Zeit üblich waren, und auf einem drehbaren Untersatz hergestellte Schalen mit weißer Streifenbemalung, die nur aus Fundorten im Süden Israels/Palästinas bekannt sind. Da die Schalen aus lokalem Nilschlamm produziert wurden, können es keine Importwaren sein. Die südlevantinischen Töpfer müssen also in Buto gelebt und gearbeitet haben. Das passt zu Befunden im levantinischen Raum, wo Ende des 5./Anfang des 4. Jahrtausends v. Chr. zahlreiche Siedlungen verlassen wurden. In Buto finden sich nun erste Belege, dass ein Teil dieser Menschen wohl auch ins ägyptische Nildelta gezogen ist. Wie lange die Siedler aus dem Norden in Buto gelebt haben, ist noch unklar. In den folgenden Fundschichten verschwindet ihre Keramik und es dominieren Gefäße der heimischen Buto-Maadi-Kultur.
Eine detaillierte Analyse der Befunde in Buto kann nun Licht in das Dunkel bringen, wie sich die unterägyptische Kultur in der Frühzeit herausgebildet hat und wie sie interkulturell vernetzt und beeinflusst war.
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