Urnengräberfeld aus der älteren Eisenzeit bei Zerbst entdeckt
Im Zuge des Teilneubaus der Ferngasleitung 061 (FGL 61) der ONTRAS Gastransport GmbH (ONTRAS) zwischen Neugattersleben und Trajuhn führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt derzeit archäologische Ausgrabungen durch. Die FGL 61 wird auf einer Länge von ungefähr 50 km erneuert. Sie verläuft in West-Ost-Richtung nördlich der Elbe und bindet in Trajuhn bei Wittenberg in das 7.000 Kilometer (km) Leitungen umfassende ONTRAS-Netz ein. Die neue Pipeline soll im Verlauf der bestehenden Leitung errichtet werden.
Im Zuge eines ersten Abschnittes der archäologischen Untersuchungen wurde bereits im Spätherbst 2017 auf 35 km Länge der neue, 15 Meter Breite Trassenkorridor hinsichtlich seiner kulturhistorischen Evidenz untersucht. Seit April 2018 finden nun auf knapp 30 Fundstellen flächenhafte archäologische Grabungen statt, unter anderem südlich von Zerbst nahe der heutigen Ortschaft Leps.
Ackerbau bereits vor mehr als 7.000 Jahren
Die Region zwischen Leps und Trajuhn (heutige Landkreise Salzlandkreis, Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau, Wittenberg) wurde bereits im 6. Jahrtausend vor Christus, während der Jungsteinzeit, von Ackerbauern als Siedlungsgrund genutzt, obwohl sie aufgrund ihrer Böden aus heutiger Sicht nicht als Gunstregion gilt. Nichtsdestotrotz wurde sie von Zeit zu Zeit landwirtschaftlich genutzt. Ein Siedlungsausbau ist vor allem ab der späten Bronzezeit zu verzeichnen. Die Trasse durchschneidet Siedlungen und zahlreiche Gräberfelder. Die Bestattungsplätze wurden teilweise über viele Jahrhunderte hinweg genutzt. Bei Leps beobachten wir eine Belegung über mehr als tausend Jahre hinweg – vom ersten vorchristlichen bis ersten nachchristlichen Jahrtausend.
Gut erhaltene Funde trotz früher Plünderungen und Ackerbau
Insbesondere wurde südlich von Leps ein Brandgräberfeld der älteren Eisenzeit (750–480. v. Chr.) aufgedeckt. Obwohl das Gräberfeld offensichtlich schon früh beraubt wurde, sind etliche Gräber bis heute vollständig erhalten. Die verbrannten Überreste der Verstorbenen wurden in Keramikurnen beigesetzt, die von Steinsetzungen eingerahmt waren. Auch geplünderte Beispiele dieser Steinkistengräber enthielten noch Beigaben, die von den Grabräubern übersehen worden waren, wie z. B. eine Schwanenhalsnadel aus Bronze. Insgesamt wurden bislang auf einer Fläche von ca. 170 m² rund 80 Gräber aufgedeckt.
Auf dem gesamten Projekt innerhalb der fast 6.000 m² großen Fundstelle sind ungefähr 50 Mitarbeiter im Einsatz. Die archäologischen Untersuchungen sollen größtenteils im Jahr 2018 abgeschlossen werden.
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