Ungarische Schätze Göttingens: Handschrift aus dem 15. Jahrhundert

 

Die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen präsentiert noch bis zum 6. April in einer Ausstellung im der Ungarischen Botschaft in Berlin Buchraritäten aus ihrem Bestand an historischer und aktueller Literatur aus und über Ungarn, der größten Sammlung dieser Art in Deutschland.

Thementafeln geben zudem Aufschluss über die vielfältigen Beziehungen, die bereits seit dem 18. Jahrhundert zwischen Göttingen und Ungarn bestehen. Die Ausstellung, die das Finnisch-ugrische Seminar der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit der SUB realisiert hat, ist ein Beitrag zum Ungarischen Kulturjahr 2006.

Wertvollstes Exponat der Ausstellung sind die acht Kapitel umfassenden naturphilosophischen Überlegungen, die der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles im vierten Jahrhundert vor Christus formuliert hat: Eine lateinische Fassung dieser "Vorlesungen des Aristoteles über die Natur oder zur Physik" wurde um 1460 in Italien niedergeschrieben: Die Pergamenthandschrift gehörte zu der Bibliothek des bibliophilen ungarischen Königs Matthias Corvinus (1443 bis 1490).

Der Corvina-Kodex mit den Vorlesungen des Aristoteles ist nach dem ungarischen König Matthias Corvinus benannt: Seine Bibliothek war im ausgehenden Mittelalter eine der größten Privatsammlungen ihrer Zeit und bestand fast ausschließlich aus wertvollen illuminierten Renaissance-Handschriften, aber nur wenigen gedruckten Büchern. Die Blüte der Bibliothek begann mit der Vermählung des Königs mit der kunstsinnigen Beatrix von Aragón. Boten sollten in Italien, Griechenland und Kleinasien die Handschriften klassischer Autoren sowie syrischer und hebräischer Schriftsteller aufkaufen. Nach dem Tod des Königs wurde der Bestand stark dezimiert. In 33 Bibliotheken Europas sind heute noch 107 lateinische Handschriften bekannt, die auf die Bibliotheca Corviniana zurückzuführen sind. Nach ihrem Besitzer werden sie "Corvinen" genannt.

Auffällig ist die Gleichmäßigkeit und Genauigkeit der Schrift. Sie lässt erst beim genaueren Hinsehen erkennen, dass es sich nicht um gedruckte, sondern um geschriebene Buchstaben handelt. Auf dem ersten Textblatt findet sich eine aufwendig gemalte Zierleiste, in einer unteren Leiste prangt das Wappen des Königs, umgeben von den Buchstaben M und A für "Matthias Augustus".

 

Ungarische Schätze Göttingens

bis zum 6. April 2006

Botschaft der Republik Ungarn

Unter den Linden 76, Berlin

Mo – Do 13.00 - 16.00 Uhr

Eintritt frei

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