Unbekannte Version des "Horologium Sapientiae" gefunden

Erster Amplonius-Stipendiat entdeckt verschollen geglaubte Handschrift für die Forschung wieder

Dr. Michael Khorkov mit dem Horologium Sapientiae, der lateinische Fassung des Büchleins der ewigen Weisheit
Dr. Michael Khorkov mit dem "Horologium Sapientiae", der lateinische Fassung des "Büchleins der ewigen Weisheit"

Einer alten Tradition folgend, hinterließen die Amplonius-Stipendiaten im Mittelalter ihrer Alma mater ein Buch. Dem ersten Amplonius- Stipendiaten an der neuen Erfurter Universität ist es zu verdanken, dass eine lange Zeit verschollen geglaubte Handschrift in den Beständen der wertvollen Bibliothek wiederentdeckt und für die Forschung nutzbar gemacht wird.

"Horologium Sapientiae", eine lateinische Fassung des "Büchleins der ewigen Weisheit" - in den Beständen als Handschrift CA 4°144 geführt - hat Dr. Mikhail Khorkov aus Moskau nach Erfurt gelockt. Er erforscht unter anderem, wie das Studium an mittelalterlichen Universitäten organisiert war. Dazu weilte er schon einmal vor zwei Jahren in Thüringen als Stipendiat an der Forschungsbibliothek der Universität in Gotha.

Die aufgefundene Handschrift wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Paris geschrieben und an der dortigen Universität verwendet. Über Köln kam sie 1412 mit der Bücherschenkung des Amplonius Rating de Bercka nach Erfurt. Sie galt als verschollen, weil sie im Katalog unter einem falschen Titel geführt war und der Autor nicht identifiziert werden konnte. Dies war auch die erste Aufgabe für Khorkov, der Heinrich Seuse als Hauptautor der Handschrift identifizieren konnte. "Dass Schum bei der Erstellung seines Amploniana-Kataloges um 1885 Seuses Text nicht identifizieren konnte, hängt wohl damit zusammen, dass zu seiner Zeit die deutschen Mystiker wie Seuse und Meister Eckhart noch kaum erforscht waren", vermutet Dr. Brigitte Pfeil, Projektmitarbeiterin an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt für die Erforschung der Bibliotheca Amploniana.

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