Überraschung auf der Straßentrasse der L712n
Das Team konnte vier Urnengräber erfassen, von denen ein Grab noch eine nahezu unversehrte Urne enthielt. »Das ist für uns ein Glücksfall, denn Urnen wurden meist nicht sehr tief eingegraben, sodass sie bei Baggerarbeiten oder beim Pflügen oft beschädigt werden«, erläutert Sebastian Düvel, Archäologe der Bielefelder Außenstelle der LWL-Arcäologie. »Wir gehen deshalb auch davon aus, dass es ursprünglich noch mehr Bestattungen gegeben hat, die aber im Laufe der Zeit bereits zerstört wurden,« so Düvel weiter.
Verstreut liegender Leichenbrand in den alten Pflugspuren und Drainagegräben gibt dem Archäologen hierfür einen deutlichen Hinweis. Die Wissenschaftler:innen vermuten neben diesem kleinen Bestattungsplatz noch eine nahegelegene Hofstelle. Nur etwa 100 Meter von den Gräbern entfernt stießen sie auf mehrere Spuren von Hauspfosten im Boden, die vermutlich zu einer kleinen Ansiedlung gehören. Erste Keramikscherben deuten in etwa in dieselbe Zeit, auch wenn diese Fundstelle erst näher untersucht werden muss.
Die Entdeckung des Bestattungsplatzes machte es erforderlich, den Trassenverlauf durch schmale Suchschnitte auf weitere eventuell vorhandene Bodendenkmäler zu kontrollieren. Diese Untersuchungen sind abgeschlossen. Für Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen, war der Platz ideal für die Siedler vor etwa 2.500 Jahren: »Die fruchtbaren Böden auf der leichten, hochwasserfreien Erhöhung in unmittelbarer Nähe zum Bach boten den Menschen schon damals optimale Voraussetzungen für ihren bäuerlichen Alltag.«
Damit es zu keinen unnötigen Verzögerungen für den Straßenbau kommt, arbeitet die LWL-Archäologie eng mit dem ausführenden Bauunternehmen und Straßen-NRW zusammen. Die Bereiche der neu entdeckten Bodendenkmäler werden daher im Vorfeld der eigentlichen Baumaßnahme untersucht und direkt anschließend zur Bebauung freigegeben.
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