Tübinger Förderpreis geht erneut nach Spanien
Dr. Rodríguez-Hidalgo gilt als Spezialist im Bereich der Archäozoologie. Anhand tierischer Knochen hat er in seiner Dissertation die Strategien früher Menschen zur Nahrungsbeschaffung vor über 400.000 Jahren rekonstruiert. Demnach setzten sie bei der Jagd auf eine komplexe Planung. Der mit 5000 Euro dotierte, jährlich vergebene Förderpreis wird von der Firma Romina Mineralbrunnen GmbH gestiftet und in diesem Jahr zum 18. Mal verliehen. Er ist der höchstdotierte Preis dieser Art für Forschungsarbeiten in der Archäologie.
Dr. Antonio Rodríguez-Hidalgo (geb. 1978) studierte zunächst Geschichtswissenschaft mit dem Fachgebiet Archäologie im spanischen Cáceres und dem italienischen Parma. Seinen Master in Quartärarchäologie und menschlicher Evolution absolvierte er 2008 in Tarragona. Schon seit 2003 ist er Teil des Ausgrabungsteams in der Sierra de Atapuerca nahe Burgos in Nordspanien, einer der größten eiszeitlichen Fundstätten weltweit. 2015 veröffentlichte er seine Dissertation über tierische Fossilien in der Sierra de Atapuerca – und was uns diese über die Frühmenschen verraten können. "Ich interessiere mich sehr für die Frühmenschen als Jäger, welche Tiere sie erbeutet, welche Strategien sie dafür angewandt und wie sie ihre Beute zerteilt haben", sagt der Archäologe.
"Dr. Rodríguez-Hidalgo hat die bisher ältesten Belege für eine Art der Nahrungsbeschaffung gefunden, die wir als 'menschlich' bezeichnen würden", sagt Dr. Britt Starkovich vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) an der Universität Tübingen. Dafür untersuchte er Tierknochen aus zwei Schichten der Gran Dolina, einer der Fundstellen der Sierra de Atapuerca, in der auch Fossilien des sogenannten Homo antecessor entdeckt wurden. In der älteren, 400.000 Jahre alten Schicht waren Knochen von rund 60 Bisons eingeschlossen, die durch menschliche Hand gestorben waren. Da das Alter der Tiere zum Todeszeitpunkt stark variierte, schloss Rodríguez-Hidalgo daraus, dass dort eine ganze Herde auf einmal in eine Art natürliche Falle getappt sein musste, die eine Gruppe von eiszeitlichen Jägern bewusst genutzt hatte. "Dies ist das älteste Beispiel eines solchen Verhaltens und es sagt uns, dass Frühmenschen bereits vor 400.000 Jahren eine abstrakte Planung, Technologie und soziale Fähigkeiten einsetzten, um an Nahrung zu gelangen", so Starkovich. In der zweiten, 300.000 Jahre alten Schicht fand der Archäologe Hinweise darauf, dass die Stätte den Frühmenschen nun als Basislager gedient hatte und sie von dort ausgehend gezielt Rothirsche im besten Alter erbeutet hatten – ähnlich wie später auch der Neandertaler und der moderne Mensch.
Dr. Antonio Rodríguez-Hidalgo ist der zweite spanische Wissenschaftler in Folge, der an der Sierra de Atapuerca arbeitet und den Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie erhält. 2015 wurde er Dr. Adrián Pablos für seine Arbeit über den menschlichen Fuß verliehen. "Der Preis ist für mich eine sehr wichtige Auszeichnung und eine großartige Anerkennung meiner Forschung", sagt Rodríguez-Hidalgo.
Die Preisverleihung findet am kommenden Donnerstag, den 4. Februar, um 11 Uhr an der Universität Tübingen in den Fürstenzimmern auf Schloss Hohentübingen statt.
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