Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte geht an australische Forscherin
Der Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie geht in diesem Jahr an Dr. Anna Florin von der University of Queensland in Brisbane. Die Australierin wird für ihre Dissertation »Archaeobotanical investigations into 65,000 years of plant food use at Madjedbebe, Mirarr Country, northern Australia« ausgezeichnet. Sie untersuchte 65.000 Jahre alte Pflanzenmakrofossilien, die in Madjedbebe in Nordaustralien gefunden wurden, um so Veränderungen in der Ernährung und Landnutzung der Menschen nachzuvollziehen. Sie zeigte in ihrer Arbeit, dass die ersten Menschen geschickte Sammler waren, die komplexe Verarbeitungstechniken für pflanzliche Lebensmittel beherrschten.
Anna Florin studierte an der University of Queensland in Brisbane Archäologie und promovierte dort auch. Sie ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am ARC Centre of Excellence for Australian Biodiversity and Heritage an der University of Wollongong.
In ihrer Forschung setzten Florin und ihr Team Hochleistungs- Lichtmikroskopie und Rasterelektronenmikroskopie ein, um verkohlte Pflanzenreste aus alten Feuerstellen der Madjedbebe-Stätte zu analysieren. Es sind weggeworfene Reste von Mahlzeiten, die vor Zehntausenden von Jahren gekocht und geteilt wurden. Es zeigte sich, dass die Proben konservierte Reste von Früchten, Nüssen, Samen, Palmstämmen sowie Wurzeln und Knollen enthielten. »Für viele der gefundenen pflanzlichen Nahrungsmittel benötigte man viel Zeit und gute Kenntnisse für die Zubereitung«, erklärt Florin. Die Ergebnisse stellen frühere Theorien in Frage, die davon ausgingen, dass die frühen modernen Menschen sich mit möglichst wenig Aufwand ernährten und keine abwechslungsreiche Ernährung hatten.
Die in Madjedbebe gefundenen pflanzlichen Überreste deuten darauf hin, dass die ersten Australier geschickte Sammler waren und verschiedene Techniken anwandten, um sich von einer Vielzahl pflanzlicher Nahrungsmittel zu ernähren, von denen einige zeitaufwendig in der Zubereitung waren. »Der Fund ist so interessant, weil es weltweit kaum Nachweise für die Nutzung von Pflanzen in der Ernährung früher Menschen gibt«, sagt Florin. Es ist der früheste Nachweis für pflanzliche Nahrungsmittel, die Menschen außerhalb Afrikas oder des Nahen Ostens verzehrt haben. »Mit diesen Ergebnissen können wir nachvollziehen, was die ersten Australier aßen und wie sie sich in den vergangenen 65.000 Jahren an diese Umgebung anpassten.«
Florin arbeitete eng mit den Mirarr Aborigines zusammen, um sich über die heutige Nutzung der Pflanzen in der Region zu informieren. Das Fachwissen der Einheimischen über Pflanzen und Land ermöglichte es, die archäologischen Funde zu interpretieren. Mehrere der gefundenen Pflanzen mussten erst verarbeitet werden, um sie essen zu können. Dazu gehörte das mühsame Herauslösen der Pandanus-Nüsse aus ihren Schalen, das Schälen und Kochen von Wurzeln, Knollen und Palmen sowie das Stampfen des Palmkerns, um die essbare Stärke von den weniger verdaulichen Fasern zu trennen.
Die Fossilien von Madjedbebe geben Aufschluss über die damalige Beziehung zwischen Menschen und Pflanzen. Dies umfasst einen langen Zeitraum, von der Nutzung der Region über zwei Glazialphasen, den Anstieg des Meeresspiegels bis hin zur Entstehung der berühmten Kakadu-Feuchtgebiete.
Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis für Urgeschichte und Quartärökologie ist von der Mineralwassermarke EiszeitQuell gestiftet und wurde in diesem Jahr zum 23. Mal verliehen.
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