Tagung zur Geschichte des Papiers im Mittelalter

Die im 13. Jahrhundert beginnende Papierproduktion und der Einsatz dieses neuen Beschreibstoffs in Kanzleien und Skriptorien sowie im Bereich des Buchdrucks stehen im Mittelpunkt einer Tagung, die der Sonderforschungsbereich »Materiale Textkulturen« der Universität Heidelberg veranstaltet. Am 14. und 15. November werden dazu rund 20 Experten aus Wissenschaft und Praxis erwartet, darunter auch ein Handpapiermacher sowie Restauratoren.

Papiermacher
Der Papyrer. Holzschnitt aus: Jost Amman (1539-1591): Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden hoher und nidriger, geistlicher und weltlicher, aller Künsten, Handwerken und Händeln ... (erstmals Frankfurt am Main 1568; auch bekannt als: Das Ständebuch)

Die Veranstaltung mit dem Titel »Papier im Mittelalter. Herstellung und Gebrauch«, die an der Universitätsbibliothek Heidelberg stattfindet, ist Teil des am SFB angesiedelten Forschungsprojekts »Die papierene Umwälzung im spätmittelalterlichen Europa«.

Im ersten Teil der Tagung werden sich die Teilnehmer mit ausgewählten Papiermühlenrevieren des späten Mittelalters in Norditalien, Südwestdeutschland und Belgien befassen. Dieser Veranstaltungsteil wird abgerundet durch einen Vortrag über Wasserzeichen als Quelle der Kanzlei- und Wirtschaftsgeschichte, der weit über die übliche Analyse zum Zweck der Datierung von Schriftstücken hinausführt. Der zweite Tagungsteil greift die Frage auf, welchen Beitrag die Papierverwendung zur rasant ansteigenden Verschriftlichung im späten Mittelalter geleistet hat. Dabei werden die Experten den Blick auch auf den parallelen Gebrauch des älteren Beschreibstoffs Pergament richten. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem überlieferten Verwaltungsschrifttum in verschiedenen kirchlichen Institutionen des spätmittelalterlichen Paris, dem Papier- und Pergamentbedarf in den frühen Druckereien sowie mit Albrecht Dürers Wahl der Papiere für seine Druckgraphiken.

Im Rahmen der Veranstaltung wird Prof. Dr. Lothar Müller am Donnerstag, 14. November 2013, einen öffentlichen Abendvortrag zum Thema »Das Blatt und die Welt. Über die Epoche des Papiers« halten. Der Feuilleton-Redakteur der Süddeutschen Zeitung, der seit 2010 auch Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin ist, hat 2012 eine umfangreiche Studie zur Geschichte des Papiers als bahnbrechende Erfindung und Durchsetzung eines universalen Speicher- und Vermittlungsmediums vorgelegt. Diese Veranstaltung findet im Handschriftenlesesaal der Universitätsbibliothek, Plöck 107-109, statt. Beginn ist um 18.30 Uhr.

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