Tagung zu den Hungerkrisen der "Kleinen Eiszeit"
»Hungerkatastrophen ereignen sich an der Nahtstelle von Natur und Kultur. Untersuchungen in diesem Feld werden durch disziplinäre Grenzziehungen erschwert«, sagt der Historiker Dr. Dominik Collet von der Universität Heidelberg. Er leitet die Tagung zusammen mit seinem Heidelberger Kollegen Dr. Maximilian Schuh. »Sie können sowohl biophysikalische als auch gesellschaftliche Ursachen haben«.
Die Natur spielt zum Beispiel dann eine Rolle, wenn zu viel Sonne oder zu viel Regen die Ernte in einer Region unmöglich machen. Gesellschaftliche Ursachen für eine Hungersnot können Bürgerkriege sein oder Börsen-Spekulationen mit Nahrungsmitteln, die zu steigenden Preisen führen. »Der populäre Verweis auf die dramatischen Auswirkungen von ausschließlich klimainduzierten Hungersnöten der Vergangenheit beruht daher zumeist auf Mutmaßungen«, sagt Dr. Maximilian Schuh.
Deshalb bringt der Workshop Forscher aus den Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaften zusammen, die vor dem Hintergrund neuerer Ansätze ausloten, wie sich natürliche und gesellschaftliche Faktoren zueinander verhalten. »In Hungerkrisen wird die Verflechtung von natürlicher Umwelt und sozialem Handeln in besonderem Maße sichtbar«, betont Dominik Collet.
Die Tagungsveranstalter streben nach einem integrativen Ansatz: Er soll Baumringe als »Archive der Natur« ebenso berücksichtigen wie »Archive der Gesellschaft«, etwa historische Darstellungen und Chroniken.
Die Tagung mit 23 Forschern aus acht Nationen konzentriert sich auf Agrargesellschaften der »Kleinen Eiszeit« (1300-1800), in denen Hungerkrisen besonders häufig auftraten. Der Fokus liegt auf Europa und Asien. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
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