Tagung "Syria – Challenges of Reconstruction"
Die Tagung ist bereits die zweite internationale Syrien-Konferenz der Gießener Geographie. Im Rahmen der ersten Zusammenkunft im Februar 2016 hatte sich die Initiative S.I.G.N. gegründet, um leichter miteinander in Verbindung treten, sich austauschen und vor allem Projektaktivitäten des Wiederaufbaus in einem Nachbürgerkriegs-Syrien vorbereiten zu können. Die Plattform wuchs auch wegen des großen Interesses in der überregionalen Öffentlichkeit rasch an: Gießen wurde zu einer Art Zentrum der potentiellen Wiederaufbauwilligen. Mittlerweile gehören längst nicht mehr nur Geographinnen und Geographen zum Syrien-Netzwerk, sondern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zahlreichen unterschiedlichen Disziplinen. Zurzeit profitiert das Netzwerk stark von der Zusammenarbeit mit Architekten und Archäologen, vor allem wenn es um Pläne zum Wiederaufbau kriegszerstörter Städte und syrisches Kulturerbe geht. Dies gilt insbesondere etwa für die Pläne zum Wiederaufbau von Aleppo.
"Auch wenn es die derzeitige politische Lage und die Sicherheitssituation noch nicht erlauben, vor Ort aktiv zu werden, können wir die Zeit sinnvoll nutzen“, betont Prof. Dr. Andreas Dittmann vom Institut für Geographie. Die Gießener Geographen verfügen über einige Erfahrungen im akademischen Wiederaufbau in Afghanistan. Dazu gehört die Erkenntnis, dass der Aufbau funktionierender und nachhaltig belastbarer Netzwerke zu den wichtigen Grundvoraussetzungen für die Arbeit in Wiederaufbauprojekten gehört.
Wesentlichen Anteil am Aufbau von S.I.G.N. hat Prof. Dr. Hussein Almohamad von der University of Aleppo, der als gefährdeter Wissenschaftler zunächst über den SRF (Scholar Rescue Fund) des Institute of International Education (IIE) in New York und jetzt über die Philipp Schwartz-Initiative der Alexander-von-Humboldt-Stiftung als Gastwissenschaftler am Institut für Geographie der Universität Gießen gefördert wird. So finden in Gießen Geographinnen und Geographen von verschiedenen, mehr oder weniger stark kriegszerstörten Universitätsstandorten (Aleppo, Deir-ez-Zor, Rakka etc.) zum Diskurs zusammen, die auf zum Teil sehr abenteuerlichen Wegen und Fluchtrouten nach Deutschland gelangten.
Die S.I.G.N.-Konferenz ist ausgesprochen international besetzt: Vortragende kommen aus Syrien, Libanon, Iran, Iran, Afghanistan, Saudi-Arabien, Jordanien und Sudan sowie aus europäischen Ländern, in denen geflohene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Syrien Zuflucht gefunden haben (Spanien, Frankreich, Dänemark und der Schweiz). Im Hinblick auf die Fluchterlebnisse und die Situation in den Herkunftsregionen ist sensibler Umgang im Miteinander geboten. S.I.G.N. bietet daher die Möglichkeit, sich entweder offen sichtbar für alle registrieren zu lassen oder aber verborgen einen Beobachterstatus einzunehmen.
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