Spätrömische Kastellmauer Kaiseraugst wird umfassend restauriert
Das Castrum Rauracense liegt auf dem Gebiet der Aargauer Gemeinde Kaiseraugst direkt am Rhein. Die Anlage misst in ihrer grössten Ausdehnung 292 x 155 Meter und bedeckt eine Fläche von 3,6 Hektaren. Sie ist damit die grösste spätrömische Befestigung in der Schweiz. Die Errichtung des Kastells erfolgte um 300 n. Chr. und seine Nutzung reichte bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. Es diente als wichtige Grenzbefestigung in spätrömischer Zeit. Die Quellen berichten, dass sich im Rahmen von Kriegshandlungen und Grenzinspektionen zuweilen auch die römischen Kaiser Constantius II., Julian und vermutlich auch Valentinian vor Ort aufgehalten haben. Ein wichtiges archäologisches Zeugnis, das die Bedeutung des Orts und den hohen Status der hier zeitweise stationierten Offiziere und Beamten illustriert, ist der Kaiseraugster Silberschatz, der zu den bedeutendsten Kunstobjekten der Schweiz gehört.
Das Castrum Rauracense wurde mit seiner zum Teil noch 4,5 Meter hohen Mauer schon auf Karten des 18. Jahrhunderts verzeichnet und Mitte des 19. Jahrhunderts als spätrömische Befestigung erkannt. Die ersten archäologischen Untersuchungen erfolgten im 19. und 20. Jahrhundert. Zwischen 1951 und 1963 kam es zu verschiedenen umfassenden Restaurierungsarbeiten. Angesichts seiner grossen Bedeutung als historisches Denkmal, steht das Kastell Kaiseraugst seit 1950 unter dem Schutz der Schweizerischen Eidgenossenschaft und seit 1963 unter kantonalem Schutz.
Ohne Massnahmen zerfällt das antike Bauwerk
Die in vielen Abschnitten erhaltene Befestigungsmauer umgibt den historischen Dorfkern von Kaiseraugst und ist damit ein ortsbildendes Element der heutigen Siedlung. Doch die Altrestaurierungen sind stark beschädigt und die damals verwendeten Materialien erweisen sich heute als problematisch. In Verbindung mit dem antiken Mauerwerk ist der Zement viel zu hart, sodass sich über Jahrzehnte hinweg Spannungsrisse bildeten und sich Abplatzungen am Zement selbst und an der antiken Bausubstanz ergeben haben. Durch diese schadhaften Oberflächen dringt Regen- und Tauwasser in den Mauerkern ein, reichert sich dort an und führt durchs Gefrieren im Winter zu starken Schäden. Auch aus dem Zement gelöste Salze greifen das antike Mauerwerk an. Zudem überzieht eine schwarze sogenannte Biopatina, eine aus Schmutz, Erde und kleinen Pflanzen bestehende Ablagerung, die gesamte Oberfläche des Mauerwerks. Ohne baldige konservierende und restaurierende Intervention würde dieses bedeutende Bauwerk zerfallen.
Mehrjähriges Restaurierungsprojekt rettet das Monument
Damit dies nicht passiert, führt die Kantonsarchäologie Aargau von 2024 bis 2029 eine Gesamtrestaurierung des antiken Bauwerks durch. Die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit der Römerstadt Augusta Raurica, sodass Know-how und Wissenstransfer sichergestellt sind und Personalsynergien optimal genutzt werden können. Die schadhaften, noch aus den 1950er-Jahren stammenden Überkronungen der antiken Mauer werden entfernt und die Altrestaurierungen durch neue Mauerpassagen ersetzt. Dabei kommt ausschliesslich Naturstein und reiner Kalkmörtel zum Einsatz, genauso, wie es in der römischen Epoche üblich war. Daneben erfolgt eine grossflächige Reinigung zur Entfernung der Biopatina. Sämtliche Eingriffe werden vor, während und nach der Umsetzung zeichnerisch, fotografisch und mittels Textbeschrieben dokumentiert. Die interessierte Öffentlichkeit soll regelmässig durch Führungen vor Ort und andere Informationsgefässe über den Fortgang der Arbeiten informiert werden. Die umfassende Restaurierung schenkt der Kastellmauer Kaiseraugst ein zweites Leben und sichert ihr Fortbestehen auch für die nachfolgenden Generationen.
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