Seltener Fund aus Frankreich

Strandfund wirft neues Licht auf frühere Verbreitung von Wasserbüffeln in Europa

Ein Zufallsfund eines aufmerksamen Urlaubers an der französischen Atlantikküste hat sich zum Glücksfall für die Wissenschaft entwickelt. Was zunächst aussah wie ein seltsam schweres Stück Treibholz, entpuppte sich nach Vergleich mit anderen Fossilien als ein etwa 400.000 Jahre altes Horn-Fragment eines Wasserbüffels.

Das Fragment vom Horn eines Wasserbüffels
Das Fragment vom Horn eines Wasserbüffels entpuppte sich als wissenschaftlich wertvoller Fund, der sich derzeit im Naturkunde-Museum Bielefeld befindet. (Foto: Naturkunde-Museum Bielefeld)

Ein Expertenteam aus Münster, Bielefeld und Bonn hat zusammengearbeitet und sich das Objekt genauer angesehen. Unter der Leitung des Paläontologen Prof. Dr. Wighart von Koenigswald haben Dr. Achim Schwermann, Paläontologe am LWL-Museum für Naturkunde, der Geologe Dr. Mark Keiter vom Naturkunde-Museum Bielefeld und Amateur-Forscher Frank Menger (Bürgerwissenschaftler) diesen besonderen Fund genau untersucht.

Fossilien von Wasserbüffeln sind in Europa äußerst selten, bislang kennt man nur Bruchstücke von Schädeln. Sie sind aber ein wichtiges Zeugnis von Klimaveränderungen in der jüngeren geologischen Vergangenheit. Nördlich der Alpen existieren nicht einmal zehn Fundstellen, an denen bislang diese Tiere nachgewiesen wurden.

Entsprechend wenig ist darüber bekannt, zu welchen Zeiten und wie weit sie bis nach Europa vorgedrungen sind. Der Fund aus Frankreich erweitert die bekannte Verbreitung von Wasserbüffeln in Europa um mehr als 500 Kilometer nach Westen, bis an die Atlantikküste. Nun ist klar, dass diese Tiere in der Vergangenheit in weiten Teilen Europas vorkamen.

Wildlebende Wasserbüffel sind wärmeliebende Tiere. Man kennt sie heute vor allem in ihrer domestizierten Form aus Asien. Nördlich der Alpen konnten sie in der Vergangenheit nur während sogenannter Interglaziale überleben - das sind Phasen sehr warmen Klimas zwischen den großen Eisvorstößen in Mitteleuropa. Während dieser Warmzeiten lebten in Europa neben riesigen Waldelefanten sogar Flusspferde - und eben Wasserbüffel.

Das Forscherteam unter der Leitung des Bonner Paläontologen Wighart von Koenigswald nahm den Fund dieses versteinerten Knochens zum Anlass, die gesamten bisherigen Funde von Wasserbüffel-Fossilien in Europa erneut unter die Lupe zu nehmen. Bisher war man davon ausgegangen, dass Wasserbüffel während mehrerer großer Warmphasen nach Europa einwanderten und zwischen 400.000 und 120.000 Jahren alt sind. Die neue Untersuchung sowie inzwischen besser datierbare Fundstellen zeigen jedoch, dass die jungen Nachweise hinterfragt werden müssen und Wasserbüffel wahrscheinlich nur während älterer Warmzeiten vor etwa 400.000 Jahren nach Europa vordrangen.

Publikation

v. Koenigswald, W., Schwermann, A.H., Keiter, M. & Menger, F.

First evidence of Pleistocene Bubalus murrensis in France and the stratigraphic occurrences of Bubalus in Europe

Quaternary International. 19.6.2019
DOI: 10.1016/j.quaint.2019.06.019

Das etwa 400.000 Jahre alte Horn-Fragment aus Frankreich gehört zu einem Wasserbüffel
Das etwa 400.000 Jahre alte Horn-Fragment aus Frankreich gehört zu einem Wasserbüffel. (Zeichnung: Greta Heithoff)
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