Schwerwiegender Bericht eines Königs

Epigraphiker der Uni Jena legt erste Übersetzung bedeutender sabäischer Inschrift vor

Politiker neigen dazu, gegen Ende ihrer Karriere oder ihres Lebens ein Resümee ihrer Leistungen zu ziehen, gern in Form ziemlich dicker Bücher. Noch Ehrfurcht erregender gingen da die Herrscher der Sabäer in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. vor: Zwar fassten sich die Machthaber des antiken Volkes weitaus kürzer als die Kollegen der Neuzeit, doch ließen sie ihre Zusammenfassungen auf tonnenschwere Monolithe schreiben und an zentralen Punkten aufstellen.

Inschrift des sabäischen Königs Yitha'amar
Der Tatenbericht des Yitha'amar. Die Inschrift mit 49 Metern Text und insgesamt 328 Wörtern hat der Epigraphiker Prof. Dr. Norbert Nebes von der Uni Jena erstmals vollständig übersetzt. Foto: I. Gerlach/DAI

Eine ganz besondere Inschrift dieser Art – den Tatenbericht des Yitha'amar, Sohn des Yakrubmalik – hat der Epigraphiker Prof. Dr. Norbert Nebes von der Friedrich-Schiller-Universität Jena erstmals vollständig aus dem Sabäischen übersetzt, erläutert und sowohl zeitlich als auch politisch eingeordnet. Seine Forschungsergebnisse hat er in einem neuen Buch nun veröffentlicht. »Mit 49 Metern Text und insgesamt 328 Wörtern ist diese Inschrift der größte epigraphische Fund, der jemals während einer Ausgrabung auf der Arabischen Halbinsel gemacht wurde«, fasst Norbert Nebes den Stellenwert der Inschrift zusammen. Archäologen des Deutschen Archäologischen Instituts hatten die Inschrift 2005 im Almaqah-Heiligtum von Sirwah im heutigen Jemen entdeckt.

Innerhalb der insgesamt sieben Zeilen berichtet der Mukarrib – eine Art Königstitel, der übersetzt so viel wie »Vereiniger« bedeutet – Yitha'amar vor allem über erfolgreiche Feldzüge, welche Städte währenddessen zerstört oder verschont wurden und welche territorialen Gewinne mit ihnen verbunden sind. Darüber hinaus gibt er Auskunft über den Ankauf von Gebieten und deren Bevölkerung. Doch was so nüchtern klingt, ist für die Altertumswissenschaftler eine enorme Fundgrube, können sie doch anhand solcher Informationen die politische Situation dieser Zeit genauer rekonstruieren. Dabei helfen ihnen außerdem zwei glückliche Umstände. »Zum einen kennen wir einen zweiten noch längeren Bericht dieser Art mit ähnlichem Inhalt von einem Nachfolger des Yitha'amar, der an gleicher Stelle im Almaqah-Heiligtum aufgestellt war«, informiert Norbert Nebes. »Zum anderen finden sich beide Machthaber in einem assyrischen Text, wodurch wir die 2005 gefundene Inschrift auf etwa 715 v. Chr., den jüngeren Text auf etwa 30 Jahre später datieren können.«

Der Vergleich beider Texte offenbart einen Einblick in die politische Großwetterlage der Region in dieser Zeit und erklärt den Grund für die kriegerischen Auseinandersetzungen und militärischen Bündnisse der Sabäer sowie für den Ankauf von Ländereien. »Die Sabäer wollten sich auf diese Art und Weise die Kontrolle der Weihrauchstraße und damit die Quelle ihres Wohlstands sichern«, erklärt der Jenaer Saba-Experte. »Denn vor allem im Export von Aromata, wie Weihrauch und Myrrhe, liegen der Reichtum und die zeitweilige Vormachtstellung der Sabäer im Süden der arabischen Halbinsel begründet.« Dank dieser Einnahmen konnten sie beispielsweise monumentale Heiligtümer und große Dammanlagen finanzieren.

Über den Inhalt der Inschrift hinaus gibt die Grabungsleiterin vom DAI Dr. Iris Gerlach gemeinsam mit ihrem Kollegen Mike Schnelle Auskunft über die Fundzusammenhänge der Inschrift. Des Weiteren liegt dem Buch eine CD mit Abbildungen bei.

Publikation

Norbert Nebes: Der Tatenbericht desYitha'amar Watar bin Yakrubmalik aus Sirwah (Jemen). Zur Geschichte Südarabiens im frühen 1. Jahrtausend vor Christus. Epigraphische Forschungen auf der Arabischen Halbinsel Bd. 7, Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen, Berlin, 2016, 148 Seiten, Preis: 25 Euro, ISBN 978-8030-2203-5

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