Schutz und Machtdemonstration
Der jüngste Fund des Forscherteams: ein unmittelbar an der Ems gelegener, sehr gut erhaltener Abschnitt der Stadtmauer des 15. Jahrhunderts. Das Mauerwerk der Stadtumwehrung ist schon bis zu einer Höhe von 1,50 Metern freigelegt, die Mauern hatten eine Stärke von über einem Meter und waren mit Sandsteinquadern repräsentativ verkleidet. "Dieser bauliche Aufwand, der nur bei wichtigen öffentlichen Gebäuden betrieben wurde, zeigt uns, daß die Stadtmauer in Rheine mehr als nur eine reine Verteidigungsanlage war", meint LWL-Archäologe Dr. Hans-Werner Peine. "Man wollte auch nach außen hin neben der Wehrhaftigkeit der Stadt auch den Reichtum und Wohlstand der Bürger demonstrieren".
Bislang haben die Archäologen einen circa drei Meter langen Abschnitt der Mauer freigelegt. "Die Stadtmauer hat im Mittelalter ja die gesamte Stadt umschlossen - wieviel davon heute noch erhalten ist, wissen wir noch nicht. Wir vermuten allerdings, dass sich mindestens der Bereich an der Ems entlang erhalten hat - das können noch mehr als 100 Meter sein", so Peine. Die Stadtmauer stand wegen des feuchten Untergrundes wahrscheinlich auf einer Pfosten-Konstruktion aus Eichenpfählen. "Falls wir noch Reste des Eichenholzes vorfinden, können wir dessen Alter genau bestimmen - und so Rückschlüsse auf den Bau und die Datierung der Stadtmauer ziehen". In den kommenden Tagen wird der freigelegte Mauerabschnitt akribisch dokumentiert.
Auch die weiteren Ergebnisse der Grabungen lassen sich sehen: rund um die Stadtmauer kamen zahlreiche Zeugnisse der Siedlungsgeschichte Rheines zu Tage. Neben Fundamenten und Holzpfosten von Bürgerhäusern aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit geben Palisadenzäune, Brunnen, Abfallgruben und vieles andere mehr Auskunft über die Bewohner dieses Stadtviertels ab dem 15. Jahrhundert. Vom Wohlstand der Bewohner künden Funde venezianischer Trinkgläser.
RSS-Feeds @ Archäologie Online
- Nachrichten
- Videos
- Podcasts