Schutz für ein epigrafisches Weltkulturerbe
Seit 2007 widmet sich ein Forschungsprojekt der Abteilung Istanbul des DAI der antiken Stadt Oinoanda im nördlichen Lykien. Oinoanda ist bekannt durch seine reichen Inschriftenfunde, allen voran der Inschrift des Diogenes, die wohl im 2. Jh. n. Chr. entstand.
Das Gebäude, das mit der Inschrift bedeckt war, wurde wohl schon in spätantiker Zeit abgebrochen und die Fragmente im gesamten Stadtgebiet als Baumaterial verteilt. In den über 120 Jahren Forschungsgeschichte zur Diogenesinschrift war es gelungen, mehr als 250 zugehörige Fragmente aufzuspüren, davon mehr als fünzig während des laufenden Forschungsprojekts. Die unübersichtliche Lage der Inschriften, die schwierige Topografie und die Aktivitäten von Raubgräbern ließen jedoch immer wieder Fragmente verschwinden und erschwerten den Schutz und die wissenschaftliche Zugänglichkeit der Stücke.
Um hier Abhilfe zu schaffen und einen dauerhaften Schutz für die bedeutenden Inschriftenfragmente zu gewährleisten, wurde ein einbruchssicheres Depotgebäude im Ruinengelände entwickelt. Für die Realisierung der aufwendigen Stahlkonstruktion wurde ein großer Spendenaufruf gestartet, der ein überragendes internationales Echo fand. So konnte das Gebäude im August 2010 in Oinoanda während der Forschungskampagne errichtet werden. Vorausgegangen war der Transport von mehr als 12 Tonnen Baumaterial durch Packtiere und Träger auf steilen Bergpfaden in das Ruinengelände des abgelegenen Ortes. Nach Fertigstellung der Stahlkonstruktion konnten bereits mehr als 90 Fragmente der Diogenesinschrift in das Gebäude verbracht und in den Schwerlastregalen sicher verwahrt werden. Unter diesen sind wiederum 2010 neu entdeckte Stücke der philosophischen Inschrift. In den kommenden Kampagnen sollen weitere von Diebstahl und Verwitterung bedrohte Fragmente der Diogenesinschrift in das Depot geschafft und so gesichert werden.
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