Schädel zur Begrüßung

Virtuelle Rekonstruktionen des Keltentors vom Staffelberg sind fertig

Dieses Bauwerk muss selbst die Kelten vor mehr als 2000 Jahren in Staunen versetzt haben: Mauern so hoch wie zweieinhalb Männer münden in einen fast dreimal so hohen Turm. Mehr als 30 menschliche Schädel schmückten den Ortseingang. Die Ergebnisse der aktuellen Ausgrabung werden nun öffentlich vorgestellt.

Virtuelle Rekonstruktion des Staffelberger Westtors
Virtuelle Rekonstruktion des Staffelberger Westtors (Visualisierung: Link3D)

Nie zuvor konnte ein keltisches Stadttor so detailliert dokumentiert werden wie das auf dem fränkischen Staffelberg – auch dank der sogenannten Structure-from-Motion-Technik, die eine präzise virtuelle 3D-Rekonstruktion ermöglicht. Grundlage ist die 2018 bis 2019 durchgeführte Grabung des Landkreises Lichtenfels, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege fachlich begleitet wurde.

Die Funde am Tor, das zwischen 130 bis 40 vor Christus von Westen ins Oppidum "Menosgada" führte, sind tatsächlich außergewöhnlich: Zu Tage kamen die älteste bekannte, noch genutzte, künstlich befestigte Straße Bayerns und ein keltischer Fußabdruck, der wohl von einem Bauarbeiter stammt. Einmalig ist der gute Zustand der Mauerreste im Erdreich, die teils noch bis zu einer Höhe von 1,2 Meter erhalten waren. Die Archäologen stießen zudem auf Fragmente von mindestens 30 menschlichen Schädeln, die einst in Nischen in den hölzernen Pfosten gesteckt haben dürften – vermutlich Trophäen, die als Opfergaben für göttlichen Beistand sorgen sollten. Aus der antiken Literatur und von anderen Fundstellen ist zwar bekannt, dass Kelten ihre Tore mit Schädeln bestückten, allerdings nie in so hoher Zahl.

"Alles spricht dafür, dass der Adel, der auf dem Gipfelplateau des Staffelbergs lebte, mit diesem Tor zeigen wollte, was er sich leisten konnte. Es ist eine Demonstration seines Reichtums und des hohen Stands der Technik", erklärt Dr. Markus Schußmann, der die Forschungsgrabung am Westtor des Oppidums leitete.

Nach heutigem Kenntnisstand haben die Bewohnerinnen und Bewohner das Oppidum wahrscheinlich selbst in Brand gesteckt, als sie es um 40 vor Christus verließen. Anhand der Spuren, die etwa die Fundamente, das verkohlte Holz des Tores und die eisernen Nägel und Beschlagbänder im Boden hinterließen, rekonstruierten die Archäologen in akribischer Detektivarbeit den mutmaßlichen Aufbau der Anlage.

"Das Keltentor öffnet unseren Blick in die vorchristliche Vergangenheit. Es verrät viel über das Leben der Kelten: zum Beispiel, dass auf der ältesten bekannten Straße Bayerns damals Rechtsverkehr herrschte. Ich bin froh, dass wir diese wirklich herausragenden Erkenntnisse auf unserer Tagung vorstellen können.", betont auch Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Die Ergebnisse werden am 7. und 8. Mai auf der Tagung "Archäologie in Ober- und Unterfranken" in der Adam-Riese-Halle in Bad Staffelstein öffentlich präsentiert. Bis zum 5. Mai können sich alle Interessierten noch anmelden. Die Teilnahme ist kostenfrei. Veranstaltet wird die Tagung vom Bayerischen und vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege.

Staffelberg-Oppidum: Rekonstruktion des Oppidum aus der Vogelperspektive
Staffelberg-Oppidum: Rekonstruktion des Oppidum aus der Vogelperspektive (Visualisierung: Link3D)
Staffelberg-Oppidum: Rekonstruktion der Mauer am Plateaurand, Querschnitt
Staffelberg-Oppidum: Rekonstruktion der Mauer am Plateaurand, Querschnitt. (Visualisierung: Link3D)
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