Rettungsgrabung sichert Funde aus Steinzeit und Mittelalter in Bergkamen
"Eine Bergsenkung als Folge des Steinkohlenbergbaues in der Region hatte im Bereich der Straßenkreuzung Kugelbrink/Heckenweg einen Gewässerneubau nötig gemacht, um die anfallenden Reinwässer geordnet im Freigefälle dem Bamberger Bach zuzuführen", erklärt Burkhard Köhler, Projektleiter der RAG Aktiengesellschaft. "Im Zuge der Kampfmitteluntersuchung wurde das Erdreich abgeschoben. Ein lizensierter Sondengänger meldete um den Jahreswechsel herum dann unerwartet einige Metallfunde - Gewandspangen, die auf eine Besiedlung aus dem hohen Mittelalter, das heißt 9. bis 12. Jahrhundert, schließen ließen", so LWL-Archäologe Prof. Michael Baales.
Nach der Fundmeldung des Sondengängers überprüfte ein Grabungstechniker der LWL-Außenstelle Olpe die Fläche, die bisher nicht als archäologisch relevant bekannt war. Er entdeckte Bodenverfärbungen, Gruben, Pfostengruben und grabenartige Strukturen. Dank des anschließenden Zusammenwirkens aller Beteiligten und der Stadt Bergkamen war der Weg frei für die nötige Rettungsgrabung. "Die Meldung des Sondengängers hat das unbekannte Bodendenkmal vor der Zerstörung bewahrt.", erklärt Baales.
Im Laufe der Ausgrabung kamen knapp 40 Gruben unterschiedlicher Ausformung und 52 Pfostengruben zutage. "Wegen der begrenzten Untersuchungsfläche können wir diese Spuren der Holzpfosten im Boden keinen konkreten Gebäuden zuordnen", erklärt Grabungsleiter Roland Lavelle. Dennoch zeigen die Befunde die kontinuierliche, vermutlich landwirtschaftliche Nutzung der Fläche als Arbeits- und Wohnbereich, so Lavelle weiter.
Die Datierung der Siedlungsstelle in das Hochmittelalter wird den Expertinnen und Experten durch die regelmäßig auftretenden Keramikfunde erleichtert. Darunter befinden sich auch gut erhaltene Randstücke großer Kugeltöpfe aus grauer Irdenware. Einige wenige Funde von späteren Keramikarten zeigen an, dass am Bamberger Bach auch im späten Mittelalter und der darauffolgenden frühen Neuzeit (ab 1450) noch Siedlungsaktivitäten stattfanden.
Ein breiter, über 16 Meter langer Graben entlang der Nordfeldstraße, der sich außerhalb des Grabungsfeldes fortsetzt, sorgte bei den Archäologinnen und Archäologen für eine weitere Überraschung, aber auch Rätsel: "Der Graben scheint recht einheitlich, also bewusst wieder verfüllt worden zu sein. Außerdem enthielt er weitere hochmittelalterliche Keramikfragmente", so der Grabungsleiter. Die Funktion des noch etwa einen halben Meter tiefen Grabens ist derzeit noch völlig ungeklärt.
Aus einer Pfostengrube und einer für die Fachleute noch als Brunnen erkennbaren Grube konnten zudem Bruchstücke von Tongefäßen mit einer sogenannten Kammstrichverzierung geborgen werden. Diese Art der Verzierung lässt eine deutlich ältere Datierung zu, nämlich in die vorrömischen Eisenzeit und damit in die Jahrhunderte vor der Zeitenwende. In den selben Gruben fanden sich auch Feuersteingeräte in Form eines Klingenbruchstücks und einige Abschläge, die bei der Herstellung dieser Art Geräte anfielen. Bei der Gesteinsart handelt es sich um den regionalen Moränenfeuerstein. "Ob diese Stücke in der Eisenzeit genutzt wurden - was andernorts durchaus belegt ist - oder auf die Beimischung steinzeitlicher Siedlungsrelikte bei der Grubenverfüllung zurückzuführen ist, muss offenbleiben", erläutert Baales.
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