Rätselhafte Entdeckung auf Gräberfeld in Krefeld-Gellep
Die sechs nur 40 mal 90 Zentimeter beziehungsweise 1,1 Meter mal 40 Zentimeter großen Gräber sind aufgrund ihrer Ausmaße bislang als Kindergräber klassifiziert worden. Zahntechnische Untersuchungen an einem pathologischen Institut in Amsterdam haben nun jedoch ergeben, dass es sich bei den Toten um junge Männer zwischen 17 und 25 Jahren handelt. »Dieses Phänomen der Bestattung ist neu«, sagt Siepen. Ihre Recherchen unter Fachkollegen führten auch zu keiner neuen Erkenntnis über die archäologische Entdeckung in Krefeld.
Das Areal in Krefeld-Gellep (römisch Gelduba) ist mit rund 6.500 Gräbern das größte erforschte Gräberfeld nördlich der Alpen. Wegen der Bodenbeschaffenheit sind dort Skelettfunde bis auf Knochen aus Brandgräbern selten. Die nun in den Fokus ihrer Forschung gerückten sechs Gräber wurden ohne Beigaben vorgefunden. »Es sind nur die Zähne erhalten geblieben«, so Siepen. Aufgrund der Gräbergröße und dem ermittelten Alter geht sie davon aus, dass in Gellep lediglich die Köpfe der jungen Männer beigesetzt worden sind. Bei den Menschen muss es sich um Bewohner oder Soldaten des Kastells Gelduba gehandelt haben. »Auch wenn sie auf dem Gräberfeld verteilt sind, gehören sie alle in das vierte Jahrhundert nach Christus«, erklärt Siepen.
Bei dem Versuch einer Erklärung beziehungsweise vergleichbare Fälle zu finden, wurde sie einzig beim Feldherrn Varus (47/46 v.Chr. – 9 n.Chr.) fündig. Nach seinem Tod in Germanien wurde sein Kopf nach Rom gebracht, um diesen im Familiengrab zu bestatten. Kaiser und Offiziere, die in einer Schlacht fielen, wurden sonst vor Ort verbrannt und deren Rest in Urnen nach Rom transportiert. Einfache Soldaten sind vor Ort in Kollektivgräbern beerdigt worden. Und um einfache Soldaten hat es sich wohl auch im Gelleper Fall gehandelt. Warum wurde bei ihnen anders gehandelt?
Dass es sich möglicherweise um geköpfte Straftäter handelt, kann Siepen ausschließen, da diese nicht auf Friedhöfen beigesetzt wurden. Hinweise auf einen besonderen Kopfkult wie bei den Kelten existieren auch nicht. »Deshalb nehme ich an, dass es sich um eine Teilbestattung handelt, da der Kopf an einem heiligen Ort beigesetzt worden ist. Ich kann es aber jetzt noch nicht erklären«, so Siepen. Nahe liege jedoch, dass die jungen Männer nicht in Gellep zu Tode gekommen sind. Wer sie zu ihrem Heimatort zurückgebracht hat, warum sich dieses Phänomen bislang auf das vierte Jahrhundert und das Gräberfeld in Krefeld-Gellep beschränkt – diese Fragen sind noch nicht geklärt.
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