Prähistorische Pfahlbauten sollen UNESCO-Welterbe werden

Antrag von fünf Ländern in Paris unterzeichnet -

24 Feuchtbodensiedlungen in Baden-Württemberg und Bayern in Antrag aufgenommen

Pfahlbauten
Pfahlbauten (Foto: Pfahlbaumuseum Unteruhldingen)

Die Kandidatur der prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen für das UNESCO Welterbe steht: Die fünf Staaten – Österreich, Slowenien, Italien, Deutschland und Frankreich haben in der vergangenen Woche unter Federführung der Schweiz in Paris den Antrag unterschrieben. Mit dem Dossier wird neben den Informationen zu den 156 nominierten Fundstellen erstmals auch ein für alle Länder standardisiertes Inventar aller bekannten Pfahlbaufundstätten eingereicht. Mit der Unterzeichnung des Dossiers für das UNESCO Welterbe erreichen die Beteiligten eine erste wichtige Etappe in der Kandidatur.

Pfahlbauten sind prähistorische Siedlungsreste in Seen und Mooren rund um die Alpen. Die Kandidatur umfasst 156 von den rund 1.000 bekannten Fundstellen in den sechs Ländern. Süddeutschland hat einen bedeutenden Anteil an prähistorischen Pfahlbauten. „Das UNESCO-Welterbe-Label kann das Bewusstsein um die besondere Bedeutung der Fundstätten in Seen und Feuchtgebieten auch am Bodensee und in den Mooren des süddeutschen Alpenvorlandes stärken“, erklärte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister.

Seit den 1980er Jahren besitzen die Feuchtbodensiedlungen des süddeutschen Alpenvorlandes wieder einen besonderen Stellenwert in der archäologischen Denkmalpflege Baden-Württembergs und Bayerns. Es gab umfangreiche Forschungsprojekte und die Fundstätten wurden systematisch erfasst.

Insgesamt sind in Baden-Württemberg 113, in Bayern 21 Feuchtbodensiedlungen registriert. In den UNESCO-Antrag aufgenommen wurden 21 in Baden-Württemberg und drei in Bayern. Die Stationen liegen am Bodensee (u.a. Hornstaad-Hörnle, Hemmenhofen), in Oberschwaben (u.a. Olzreute-Enzisholz, Reute-Schorrenried), am Federsee (u.a. Siedlung Forschner), im Starnberger See und in einem Nebental des Lech (u.a. Pestenacker).

„Der wissenschaftliche Austausch von Datierungen, Untersuchungsergebnissen und Methoden mit den Kolleginnen und Kollegen der Schweizer Archäologie und der anderen Alpenländer war und ist für die süddeutsche Pfahlbauforschung von großer Bedeutung“, so Ernst Pfister. Der UNESCO-Antrag eröffne hier neue Perspektiven der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit. Das UNESCO-Welterbe-Label könne vor allem für eine zeitgemäße Vermittlung der Forschungsergebnisse an eine breite Öffentlichkeit neue Impulse setzen.

Das standardisierte und länderübergreifende Inventar bringt eine neue Dynamik in die Pfahlbauarchäologie. Die beteiligten Länder haben einen gemeinsamen Managementplan verabschiedet, der geplante Maßnahmen auf lokaler, regionaler sowie nationaler Ebene zusammenfasst.

Auch in den süddeutschen Seen und Feuchtgebieten lauern erhebliche Gefahren für die empfindliche prähistorische Substanz. Baden-Württemberg gehört zu den ersten Ländern, die der Zerstörung des Kulturgutes unter Wasser konkrete Maßnahmen zum Schutz beispielsweise vor Erosion in den Flachwasserzonen des Bodensees oder vor Austrocknung in den Moorgebieten Oberschwabens entgegen setzten. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden Interreg IV-Projektes versuchen bereits seit 2008 Archäologen, Museumsfachleute und Seenforscher von Baden-Württemberg, der Kantone Thurgau und Zürich sowie von Vorarlberg die Vorgänge der Erosion genauer zu verstehen und Methoden zur Erhaltung der Pfahlbauten an ihrer angestammten Stelle in der Landschaft zu optimieren. Hier ist die Denkmalpflege Baden-Württemberg federführend.

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