Prähistorische Felskunst als Multi-Media-Erlebnis
In der Ausstellung "PITOTI - Digital Rock-Art from Ancient Europe" wird modernste Medientechnologie mit wissenschaftlichen Ergebnissen archäologischer Forschung kombiniert. Gemeinsam mit der Universität Cambridge und dem Centro Camuno di Studi Preistorici war die österreichische FH St. Pölten zentral an der Gestaltung beteiligt. FH-Prof. Dr. Frederick Baker, Dozent am Institut für Creative Media Technologies in St. Pölten sowie Mitarbeiter des Museum of Archaeology & Anthropology der University of Cambridge, GB, und Co-Kurator der Ausstellung: "Die Besucherinnen und Besucher können durch unsere Installation die Camuni - einen prähistorischen Stamm, der vor 7.000 Jahren in Norditalien gelebt hat - kennenlernen. Digitale Bearbeitungen der als UNESCO Weltkulturerbe geschützten Felskunst der Camuni bringen diese nun von insgesamt über 160 Originalschauplätzen ins Museum, wo sie zum Staunen und Begreifen einladen."
Ein Highlight der Ausstellung ist der Multi-Touch-Tabletop Computer. Dieser macht archäologisches Wissen durch ein speziell entwickeltes Interface und Interaktionsprogramm spielerisch greifbar: In vier Spielvarianten können Besucher gravierte Felsabschnitte in Handarbeit selbst zusammenfügen. Für die Entwicklung des multitaktilen "Felsens" musste allerdings ein Berg von Daten bewältigt werden, wie FH-Prof. DI Markus Seidl erläutert: "Mehr als 200 einzelne Digitalaufnahmen - rund zehn Gigabyte Datenmaterial - haben wir digital aufbereitet, um den Originalfelsen und die Felsritzungen auf das Display zu bringen." Ein Aufwand, den das Team um Seidl und FH-Doz. DI Dr. Peter Judmaier dank der kompetenten Mitarbeit von fünf Studentinnen und Studenten des Master-Studienlehrgangs 'Digitale Medientechnologien' effizient bewältigen konnte. Deren Diplomprojekte und -arbeiten ermöglichten auch, dass der Multi-Touch-Tabletop Computer bereits erste Anerkennungen auf nationaler Ebene erhielt: Als Prototyp konnte er letztes Jahr beim Tag der offenen Tür im österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung der Öffentlichkeit präsentiert werden und bei der APA-IT-Challenge 2011 wurde er mit dem Innovationspreis 2011 ausgezeichnet.
Ein Rundum-Erlebnis für Auge und Ohr bietet die Film-Installation "Ambient Cinema" von Dr. Baker, in der klassische Reportage-Filmsequenzen mit Animationen und hochauflösenden Fotografien zu einem 360-Grad Gesamtkunstwerk zusammengefügt werden. Projektionsarchitektur des Wiener Videojockeys Gery Herlbauer an allen vier Wänden zeigt dabei den "Stamm der Camuni" in Aktion: "Szenen aus den Felsgravierungen lösen sich darin von ihrer steinigen Umgebung und entwickeln ein Eigenleben", erläutert Dr. Baker. Ermöglicht wurde dies durch eigens in St. Pölten geschnittene Animationen. Diese basieren auf den scheinbaren Bewegungsmustern der in Fels gravierten Figuren. Jagd-, Kampf- und Tanzszenen sind, wie die Forschungsergebnisse von Dr. Baker und Dr. Christopher Chippindale (University of Cambridge) zeigen, zentrale Inhalte der Felszeichnungen. Die Dynamik dieser Szenen zeigt das Camonica Tal als eine Art prähistorisches Open-Air Kino, das größte seiner Art in Europa.
Die Multimedia-Schau ist in Mailand noch bis zum 4. 11. 2012 zu sehen.
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