Neues Forschungs- und Restaurierungsprojekt in Pompeji

Wind und Wetter setzen den Gebäuden in Pompeji immer stärker zu, der antiken Stadt und ihrem Erbe droht ein unwiederbringlicher Schaden. Dem Verfall die Stirn bieten wollen führende europäische Forschungsinstitutionen unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP und des Lehrstuhls für Restaurierung der technischen Universität München (TUM) mit dem »Pompeii Sustainable Preservation Project«.

Jährlich kommen 2,5 Millionen Besucher nach Pompeji. Damit zählt die antike Stadt zu den weltweit meist besuchten archäologischen Stätten. (Foto: iStock)
Jährlich kommen 2,5 Millionen Besucher nach Pompeji. Damit zählt die antike Stadt zu den weltweit meist besuchten archäologischen Stätten. (Foto: iStock)

So stehen neben dringend notwendigen Restaurierungen an antiken Bauten zwei weitere wesentliche Elemente im Mittelpunkt: die Ausbildung von Konservatoren und Nachwuchswissenschaftlern sowie die Erforschung und Entwicklung neuer Methoden und Materialien. Diese neuen Verfahren sollen weit über Pompeji hinaus zum Erhalt antiken Kulturgutes beitragen. Zur Verwirklichung dieser Ziele suchen die Verantwortlichen nach engagierten Förderern.

Im Jahr 79 n. Chr. haben Lava und Asche des Vesuvs Pompeji unter sich begraben. Hier überlebte die Antike fast zwei Jahrtausende lang wie in einer Zeitkapsel, bevor Ende des 18. Jahrhunderts erste Ausgrabungen den Menschen wieder Zugang zu längst vergangenen Zeiten ermöglichten. Mit jährlich 2,5 Millionen Besuchern gehört Pompeji auch heute zu den weltweit meist besuchten archäologischen Stätten.

»Dieses Erbe müssen wir erhalten und pflegen. Denn es geht dabei nicht nur um die grundsätzliche Bewahrung von Altem, sondern auch um die Entwicklung von Neuem. Kulturdenkmäler können kleine Universitäten sein, wenn Restaurierung durch Ausbildung und durch geistes- wie naturwissenschaftliche Spitzenforschung bereichert wird«, beschreibt Prof. Dr. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer IBP und Vertreter des »Pompeii Sustainable Preservation Project«, die drei Säulen des Projekts – Ausbildung, Spitzenforschung und Restaurierung.

Erst kürzlich haben die zentralen Projektpartner, die Fraunhofer-Gesellschaft, zu der das Fraunhofer IBP gehört, und die Technische Universität München mit dem Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft mit dem an die UNESCO angeschlossenen International Center for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property (ICCROM), eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben. Die Institutionen arbeiten in dem Projekt federführend mit der Soprintendenza Speciale per i Beni Archeologici di Napoli e Pompei und dem zum italienischen Kulturministerium gehörigen Istituto Superiore per la Conservazione ed il Restauro zusammen. Die School of Geography and the Environment der Universität Oxford, die Abteilung für Alte Geschichte des Historicums der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München) sowie das Deutsche Archäologische Institut (DAI) in Rom, die Universität Pisa und das Istituto per i Beni Archeologici e Monumentali des Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR) unterstützen das Vorhaben als Forschungspartner. Gemeinsam wollen alle Beteiligten Pompeji als Forschungszentrum für die dauerhafte und nachhaltige Konservierung antiker Architektur etablieren.

Die Wissenschaftler haben dazu einen ehrgeizigen Aufgabenkatalog zusammengestellt, dessen Umsetzung sie baldmöglichst in einer Insula exemplarisch beginnen wollen. »Neben der vorbildlichen Restaurierung und der dauerhaften Sicherung der antiken Bauten will das Team innovative Methoden und Strategien entwickeln, um weiterem Verfall vorzubeugen. Dazu gehört auch die Gestaltung neuer Konzepte für Schutzbauten, deren ruinen- und besuchergerechte Errichtung sowie eine denkmalverträgliche Begrünung der antiken Gärten«, erklärt Prof. Erwin Emmerling vom Lehrstuhl für Restaurierung der TU München. All das soll geschehen unter Einbeziehung auch junger Wissenschaftler und Restauratoren, die einen Teil ihrer Ausbildung in Pompeji erfahren. Außerdem sollen Restauratoren aus anderen Kulturkreisen die Möglichkeit erhalten, hier Erfahrungen im Umgang mit antiken Monumenten zu sammeln.
Wissenschaftliche Initiative und private Förderung.

Im Sommer 2014 wird der Startschuss für das Projekt vor Ort fallen. Das Vorhaben ist zunächst auf zehn Jahre ausgelegt und wird in dieser Zeit eine Fördersumme von etwa 10 Millionen Euro benötigen, um die geplanten Arbeitsschritte in der notwendigen Qualität umsetzen zu können.

Die vom italienischen Staat und der Europäischen Union im Rahmen des »Grande Progetto Pompei« zurzeit initiierten Sofortmaßnahmen in Pompeji werden durch dieses langfristige Projekt ergänzt und erweitert. Denn die antike Stadt am Fuße des Vesuvs ist groß, insgesamt umfassen die Ausgrabungen 44 von 66 Hektar Gesamtfläche. Die Partner des »Pompeii Sustainable Preservation Project« sind deshalb auf der Suche nach Sponsoren, denen der Erhalt dieser für die europäische Kultur so bedeutsamen Stätte sowie die Förderung von Forschung und Ausbildung ebenso am Herzen liegen wie ihnen.

Deutlich sichtbare Schäden gehören leider ebenfalls zum Erscheinungsbild von Pompeji. Das Projekt soll dazu beitragen, dem Verfall Einhalt zu gebieten. (Foto iStock)
Deutlich sichtbare Schäden gehören leider ebenfalls zum Erscheinungsbild von Pompeji. Das Projekt soll dazu beitragen, dem Verfall Einhalt zu gebieten. (Foto iStock)
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