Neue Grabungen im Bonner Legionslager beginnen im September

Die Bundesstadt Bonn und der Landschaftsverband Rheinland (LVR) haben sich über den Ablauf und die vorläufige Finanzierung notwendiger archäologischer Grabungen auf dem Grundstück der Marie-Kahle-Schule und der Grundschule Nordschule im Stadtteil Castell geeinigt. Ab September 2013 wird ein Grabungsteam des LVR im Gelände der Schule arbeiten.

Modell des römischen Legionslagers Bonn (Foto: Hans Weingartz CC BY-SA 3.0)
Modell des römischen Legionslagers Bonn (Foto: Hans Weingartz CC BY-SA 3.0)

Ein jüngeres Urteil des OVG NRW zur Kostentragungspflicht bei archäologischen Ausgrabungen wird von der Stadt und dem LVR unterschiedlich ausgelegt. Um für den dringend benötigten Schulbau keine Zeit zu verlieren, tritt die Stadt wegen des finanziellen Mehraufwands von rund 260.000 Euro in Vorleistung. Die endgültige Übernahme der Kosten soll am Ende der Grabungsarbeiten nach den geltenden Bestimmungen des neuen Denkmalschutzgesetzes NRW festgelegt werden.

Die Marie-Kahle-Schule/Nordschule liegt im Schutzbereich des Bodendenkmals "Römisches Legionslager Bonn". Zwischen 40 n. Chr. und etwa 350 n. Chr. waren hier eine Legion und Hilfstruppen mit zeitweise bis zu 6000 Soldaten stationiert. Es handelt sich um das am längsten belegte Legionslager im gesamten Verlauf des Niedergermanischen Limes, der über 385 Kilometer von Remagen bis zur niederländischen Nordseeküste reicht. Nach internationalen Vereinbarungen soll der Niedergermanische Limes im Jahr 2017 mit zahlreichen Fundplätzen, darunter an vorderer Stelle auch das Legionslager Bonn, den Welterbe-Status der UNESCO erlangen.

Das Legionslager in Bonn, mit einer Fläche von 27,35 Hektar im heutigen Stadtteil Castell, ist noch gut im Stadtbild zu erkennen: Augustusring, Graurheindorfer Straße und das Rosental entsprechen dem antiken Mauerverlauf, die Römerstraße liegt exakt auf der ehemaligen Hauptstraße ("via principalis"). Trotz seiner Lage in der Bonner Innenstadt sind von den im Boden befindlichen Überresten des Legionslagers noch rund 80 Prozent erhalten. In dem vollständig überbaut wirkenden Areal haben sich, wie Grabungen der letzten Jahre vielfach unter Beweis stellen konnten, erstaunlich gut die Funde und Befunde der römischen Zeit erhalten. Mauern mit Wandmalerei, Fußbodenheizungen und Badeanlagen zeigen zum Beispiel den Wohnluxus beim ranghohen Militär.

Die Untersuchungsflächen im Bereich der Marie-Kahle-Schule liegen in der nordwestlichen Ecke des Lagers. Dort war bereits beim Bau der Schule zwischen 1903 und 1905 ein Teil der Kasernen untersucht worden, ebenso 1977/78 bei der Neugestaltung des Bolzplatzes. Es handelt sich um zwei Einzel- und eine Doppelkaserne, in denen die etwa 480 Mann starke Truppe der 8. Kohorte wohnte. Bei den Grabungen 1903/1905 wurde ein aufschlussreicher Fund geborgen: In einer der Kasernen entdeckten die Archäologen einen Weihestein, den die Angehörigen der 8. Kohorte dem Gott Silvanus geweiht hatten. Über diesen Stein war es möglich, die genaue Belegung des Lagers durch die verschiedenen Kohorten zu rekonstruieren. Ähnlich spannende Funde und Befunde sind auch jetzt zu erwarten, die Aufschluss über den Lebensalltag der römischen Armee in Bonn geben.

 

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