Neue Chronik europäischer Einflüsse auf indigene Bevölkerung Nordamerikas

In einer umfangreichen Studie hat ein internationales Team, dem auch die IsotopenphysikerInnen Eva Maria Wild und Peter Steier von der Universität Wien angehören, mittels C-14-Bestimmungen pflanzliche Überreste von archäologischen Fundstellen in Nordamerika analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass die Chronologie der ersten europäischen Einflüsse auf die indigene Bevölkerung im Nordosten Nordamerikas neu überdacht werden muss.

Kupferstich, um 1722
Irokesischer Handel mit Europäern um 1722. Kupferstich aus Bacqueville de La Potherie, Claude-Charles. Histoire de l'Amérique septentrionale. Vol. 3, L'Histoire des Iroquois

Die bis jetzt etablierte Geschichte des ersten Kontaktes zwischen EuropäerInnen und nordamerikanischen UreinwohnerInnen beruhte auf einer zeitlichen Einschätzung archäologischer Funde von Handelswaren europäischen Ursprungs und anderen archäologischen Indikatoren. Die IsotopenphysikerInnen Eva Maria Wild und Peter Steier von der Universität Wien untersuchten nun gemeinsam mit WissenschafterInnen der Cornell University, der University of Georgia und anderen Institutionen mehrere bekannte Fundstellen von Völkern der irokesischen Sprachfamilie in Ontario um diese Annahme zu überprüfen. Dabei fanden sie heraus, dass das Vorhandensein oder Fehlen von europäischen Gütern kein verlässliches Indiz für die chronologische Einordnung der Fundstellen darstellt. 

Die ForscherInnen bestätigen die konventionelle Datierung der Fundstätte Warminster in die Zeitperiode der Kontaktaufnahme zwischen EuropäerInnen und ursprünglicher Bevölkerung (um 1615). Die aufgrund der nur spärlichen vorkommenden Funde europäischen Ursprungs bisher in die Zeit vor der Kontaktaufnahme mit EuropäerInnen datierten wichtigen Fundstellen der Siedlungen Draper, Spang und Mantle weiter im Süden, die zeitlich aufeinanderfolgend bewohnt wurden, erwiesen sich jedoch deutlich jünger als bisher angenommen. Die Funde aus Mantle wurden als ungefähr zeitgleich mit jenen aus Warminster datiert.

Die neuen Datierungen wurden mittels C-14 Bestimmungen von 86 Proben hauptsächlich kurzlebiger pflanzlicher Materialien unter Anwendung der Bayes»schen Analyse durchgeführt. Diese Kombination ermöglicht eine wesentlich präzisere Bestimmung, da zusätzliche Informationen, wie die zeitliche Abfolge von Funden, berücksichtigt werden. Die neuen Daten der kürzlich in »Science Advances« publizierten Studie zeigen, dass die Chronologie der Kontakt-Ära im nordöstlichen Nordamerika und damit auch die derzeit als gültig erachtete Geschichte dieser Periode neu überdacht werden muss.

Die Untersuchungen sind Teil des Projekts »Dating Iroquoia«, das von Sturt Manning von der Cornell University und Jennifer Birch von der University of Georgia geleitet und vom NSF (National Science Foundation) gefördert wird.

Publikation

Sturt W. Manning et al.

Radiocarbon re-dating of contact-era Iroquoian history in northeastern North America

Science Advances. 05.12.2018
DOI: 10.1126/sciadv.aav0280
http://advances.sciencemag.org/content/4...

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