Neu gestalteter Glasraum im Museum Burg Linn
Im Glasraum können als Teil der Dauerausstellung nun Objekte aus dem ersten bis in das vierte Jahrhundert besichtigt werden. "Es ist einer der Höhepunkt unseres Hauses. Wir besitzen eine fantastische Glas-Sammlung", schwärmt Archäologin Dr. Margareta Siepen, die den Raum maßgeblich gestaltet hat. Die Exponate stammen fast alle aus Gellep, einige aus Moers-Asberg und Köln. Die Krefelder Ausstellungsstücke wurden seit den 1930er-Jahren im römisch-fränkischen Gräberfeld in Gellep entdeckt. Es ist mit seinen über 6500 Gräbern das größte erforschte seiner Art nördlich der Alpen. "In einigen Hundert Gräbern wurde auch Glas als Beigabe gefunden", sagt Siepen. Im Glasraum ist nun nachzuvollziehen, wie sich über die Jahrhunderte Technik und Ausgestaltung veränderte und verbesserte. Die Präsentation ist chronologisch angeordnet, beginnend unter anderem mit einem gelb-orangen Dattelfläschchen aus dem ersten Jahrhundert. "Es wurde allerdings in einem Grab aus dem dritten Jahrhundert entdeckt", so Siepen. Der Rundgang endet mit Glasprodukten aus der Spätantike. Nach dem Rückzug der Römer fertigten die Franken weiterhin Glas an. "Das Repertoire verringerte sich zwar, es wurde aber immer noch qualitätvolles Glas produziert", so die Archäologin. Ergänzt werden die zahlreichen Artefakte durch drei Reprographien von Mosaiken aus Pompeji, auf denen die Glasobjekte in ihrem alltäglichen Gebrauch zu sehen sind.
Im Mittelpunkt der neuen Präsentation steht ein außerordentliches Exponat: die sogenannte Bachusschale mit eingeritzten Verzierungen aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts. Sie wurde im Grab 1213 gefunden, das aufgrund seiner kostbaren Beigaben wohl einer hochgestellten Persönlichkeit zuzuordnen ist. Ein neues Lichtkonzept erlaubt es den Besuchern die Details der Ausstellungsstücke genauer zu betrachten. "Die Objekte haben einen ganz unterschiedlichen Erhaltungszustand", berichtet Restauratorin Eileen Wolff. Wegen des kalkarmen Sandbodens im ehemaligen Gelduba haben sich aber gerade die Glasobjekte hervorragend erhalten, so Dr. Siepen, denn der Sand greife die Oberfläche nicht an.
Aus Vergleichsfunden weiß sie, dass die meisten Glasprodukte aus Kölner Werkstätten stammen, seit dem ersten Jahrhundert ein Zentrum der römischen Glasherstellung. "Farbloses Glas war schwieriger herzustellen als farbiges", erklärt Siepen. Dafür hätten die Handwerker über das Wissen bestimmter chemischer Prozesse verfügen müssen. Sogenannte Glashäfen, Behältnisse für Rohglas, untermauern zudem die Vermutung, dass in Gelduba/Gellep selbst eine kleine Werkstatt Rohglas weiterverarbeitet hat. Auch vor Ort muss demnach eine wohlhabende Kundschaft aus Soldaten, Veteranen und Händlern gewohnt haben. "Sie konnten es sich leisten, das Glas aus Köln zu beziehen", so die Archäologin. Dafür sprechen die zahlreichen Grabfunde, die den Status des Toten widerspiegeln und ihm als Ausstattung im Totenreich dienen sollten.
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