LWL-Archäologie entdeckt "Ofensau" in Altena
Der Lüdenscheider Heimatforscher Manfred Sönnecken (1928-2003) prägte über Jahrzehnte die archäologische Feldforschung im nördlichen Sauerland. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes interessierte sich vor allem für die frühen Spuren der Eisenverhüttung in seiner Heimat und hat im Gelände zahlreiche Verhüttungsstellen und andere Relikte der frühen Montangeschichte erkannt und teilweise auch ausgegraben. "Der Ort, an dem der neue Strommast errichtet werden sollte, war eine der Fundstellen, die Sönnecken erkannt hatte", weiß LWL-Archäologe und Leiter der Außenstelle in Olpe, Prof. Dr. Michael Baales. Die Stelle liegt westlich von Großendrescheid im Quellbereich eines kleinen Baches, einem Zufluss zum Krummenscheider Bach. In Absprache mit der ausführenden Firma kontrollierte Grabungstechniker Matthias Müller-Delvart die Baustelle - und konnte sofort Eisenschlacken und Reste einer Ofenwandung erkennen.
Dr. Manuel Zeiler ist Spezialist für Montanarchäologie bei der LWL-Archäologie für Westfalen und leitete die darauffolgende zweitägige Ausgrabung. Er und sein Team konnten die Basis eines kleinen, rundlichen Verhüttungsofens und eine vorgelagerte, mit Holzkohlen und Schlacken verfüllte flache Grube freigelegen. "Es ist schon eine Weile her, dass wir einen so gut erhaltenen mittelalterlichen Verhüttungsofen im nördlichen Sauerland freigelegt haben. Den können wir nun mit modernen Dokumentationsmethoden untersuchen", so der Archäologe.
Die kleinen, mittelalterlichen Rennfeueröfen, wie die Fachleute sie nennen, wurden häufig im Bereich von Quellen angelegt, da hier der nötige Lehm für den Bau vorhanden war. "Hierbei wurde eine kleine Grube ausgehoben, darauf der schmale Schachtofen aufgebaut. Davor wurde eine sogenannte Abstichgrube angelegt, in der dann während des Verhüttungsprozesses die Schlacke, also das Abfallprodukt, abfließen konnte," erklärt der Experte. Zumeist wurden diese Öfen nur für einen einmaligen Einsatz errichtet. Das nennen die Verhüttungsleute eine "Ofenreise". Anschließend wurde der Ofen zerstört, um das verhüttete Eisen entnehmen zu können. Am Boden des Ofens, in der Grube, verblieb dann ein Schlackenklotz, die "Ofensau".
Sowohl die Ofensau samt weniger Reste der Ofenwand als auch die verfüllte, vorgelagerte Abstichgrube mit Schlacken konnten die Expertinnen und Experten so bei Großendrescheid dokumentieren. "Verglaste Schlacken zeigen, dass dieser Verhüttungsofen Temperaturen von über 1.100 Grad Temperatur erreicht hatte. Dieser Zufallsfund liefert uns wichtige Informationen", so Zeiler. Geborgene Holzkohlen werden nun noch weiter analysiert und mit der Radiokarbonmethode datiert, so dass dann auch das genaue Alter des Ofens geklärt werden kann. Ebenso sollen Untersuchungen an den geborgenen Schlacken weitere Aufschlüsse zum damaligen Technikniveau ermöglichen.
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