LEGIO XIII GEMINA: Zwei Wochen auf der Via Claudia
Im rund vierzig Kilometer nördlich Augsburgs gelegen Mertingen brachen am 15.9.2010 Studenten des Augsburger Lehrstuhls für Alte Geschichte zu einem rund 140 km langen Marsch entlang der Via Claudia Richtung Füssen auf: Zweck dieses auf vierzehn Tage angelegten Marsches ist die Erprobung der Ausrüstung von Soldaten der römischen Armee unter Augustus. Als Teilnehmer des Projekts LEGIO XIII GEMINA haben die Studenten diese Ausrüstung über das vergangene Jahr hinweg rekonstruiert. Resultat dieses experimentalarchäologischen Unternehmens soll ein möglichst originalgetreues Abbild römischer Soldaten der Zeit um Christi Geburt sein.
Täglich werden die "Legionäre" in den beiden kommenden Wochen an Schulen entlang ihres Wegs Station machen. "Die Vermittlung unserer bisher erarbeiteten Ergebnisse an Schülerinnen und Schüler zählt ebenso zum Arbeitsprogramm wie die Durchführung weiterer archäologischer Experimente z. B. zur Wetterbeständigkeit und zur Stabilität römischer Schilde oder zum Wassertransport", erläutert Projektintiator und -leiter Christian Koepfer.
Koepfer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Gregor Weber am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Augsburg. Mit dem seit dem Wintersemester 2009 laufenden und auf drei Jahre angelegten Rekonstruktionsprojekt LEGIO XIII GEMINA hat er es sich und seinen Studenten zum Ziel gesetzt, ein möglichst authentisches Bild römischer Soldaten aus der Zeit zwischen dem Jahr 10 v. Chr. und 16. n. Chr. entstehen zu lassen. Basis dieses Unternehmens sind römische Militaria-Funde aus diesen zweieinhalb Jahrzehnten, während derer die 13. Legion zeitweise in Augsburg stationiert war. Die Funde waren Anfang des 20. Jahrhunderts in Augsburg-Oberhausen gemacht worden. Durch Funde anderer etwa zeitgleicher Militärplätzen wie Haltern oder Dangstetten konnten sie ergänzt und bereichert werden.
In zwei Übungen im Wintersemester 2009/10 und im darauf folgenden Sommersemester wurden von Koepfers Studenten nach dem Vorbild dieser Funde Rüstungskomponenten, Werkzeuge und weitere Gegenstände des täglichen Gebrauchs rekonstruiert. Zugleich erarbeiteten sie Fragestellungen für aussagekräftige Experimente mit diesen Gegenständen, die auf dem Marsch entlang der Via Claudia nun durchgeführt werden.
Einige der Projektteilnehmer machen sich morgen nicht zum ersten Mal im Dienst der Rekonstruktion des römischen Legionärslebens auf den Weg: Gemeinsam mit Exprimentalarchäologen der Universität Wien und begleitet vom Bayerischen Rundfunk haben sie erst kürzlich, in der letzten Juliwoche, in 2500 Metern Höhe auf dem Mallnitzer Tauernpass ein Stück römischer Straße mit denjenigen Mitteln und unter denjenigen Bedingungen erfolgreich nachgebaut , mit denen ihre "Vorgänger" vor rund 2000 Jahren zurechtkommen mussten.
Mangel an spannendem Stoff, mit dem sie ihr Publikum an den Schulen entlang ihres Marsches nach Füssen werden fesseln können, werden die studentischen Legionäre aus der Universität Augsburg sicher nicht haben. Um diesen Stoff aber auch angemessen, interessant und nachhaltig an die Schülerinnen und Schüler vermitteln zu können, haben sie sich während des Sommersemesters mit einem geschichtsdidaktischen Seminar gerüstet. Thema dieses Seminars war die "Entwicklung didaktischer Konzepte für einen Projekttag 'Die Legionäre des Augustus' an Gymnasien und Realschulen".
"Auch die seriöse didaktische Aufbereitung der Ergebnisse ist unverzichtbar, wenn wir die Experimentelle Archäologie weiter als anerkannte wissenschaftliche Disziplin etablieren wollen", so Koepfers Chef Gregor Weber. Auch dies sei ein Ziel des Projekts LEGIO XIII GEMINA. Dementsprechend wird an seinem Ende auch eine wissenschaftliche Publikation und eine Abschlusstagung zur Präsentation der Ergebnisse stehen. Beide - der Sammelband und die Tagung - werden von den Studentinnen und Studenten in einem Seminar im Wintersemester 2011/12 vorbereitet werden.
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