Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg zeigt die ältesten Metallfunde Nordeuropas
Die einzigartigen Funde wurden bereits im Jahr 2016 in Osnabrück-Lüstringen durch einen ehrenamtlichen Sondengänger bei der Begehung einer geplanten Baustelle entdeckt. Der gesamte Komplex wurde als sogenannte Blockbergung von der Stadtarchäologie Osnabrück geborgen und unter Laborbedingungen in der Restaurierungswerkstatt "ausgegraben". Die Computertomografie des Blocks zeigte eine Axt, eine sogenannte Knaufhammeraxt des 4. Jahrtausend vor unserer Zeit. Darunter zeigten sich drei zwischen 25 und 30 cm langen mondsichelförmigen Ringe aus flachem Blech. Diese Ringe werden als "kleine Monde" (Lunulae) bezeichnet. Meistens sind sie aus dünnem Goldblech, Bronze – wie hier in Oldenburg – oder sogar aus Schiefer hergestellt. Die aufgerollten Enden legen eine Nutzung als Hals- oder Brustschmuck an einer Schnur nahe. Eine Sensation ist das hohe Alter der Funde und die Fundregion, liegt doch das Hauptverbreitungsgebiet vergleichbarer Funde in Südosteuropa und dem ostalpinen Raum und nicht in Norddeutschland. Zeitlich gehören sie in die Zeit von 3300 bis 3000 vor unserer Zeit, sie sind also über 5000 Jahre alt. Archäologisch ist das die Zeit der sog. Trichterbecherkultur, die nach ihren charakteristischen trichterförmigen Gefäßen so benannt wurde. Die Menschen dieser neolithischen Kultur errichteten die in der Region verbreiteten Megalithgräber und verwendeten eigentlich kein Metall. Der bisher einzige bekannte Metallfund aus dieser Zeit und Region ist ein kleines Kupferblech aus dem Großsteingrab von Kleinenkneten. Es wurde vom Museum in den 1930er Jahren ausgegraben und ist in der Dauerausstellung zu sehen.
Die Kenntnisse einer so hochentwickelten Metallverarbeitung stammen aus dem Karpatenbecken, Vorderasien und Ägypten wo schon vor 8000 Jahren hochwertige kupferne Gegenstände angefertigt wurden. Metallanalysen können helfen, den technologischen Fortschritt in der Bronzeherstellung zu zeigen und die Herstellungsregionen einzugrenzen.
Die Funde werden nach ihrer Präsentation in Oldenburg zunächst ab dem 1. April 2022 in der Ausstellung "Die Erfindung der Götter" im Landesmuseum Hannover gezeigt.
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