Keltischer Goldschmuck aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.
"Die prachtvollsten und wissenschaftlich wertvollen Fundstücke aus dem Keltenblock sollen der Öffentlichkeit im Rahmen der großen Keltenausstellung noch in diesem Jahr in Stuttgart vorgestellt werden", betonte Jürgen Walter, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Die Grabkammer wurde Ende 2010 im Kreis Sigmaringen freigelegt und als 80 Tonnen schwere Blockbergung nach Ludwigsburg transportiert. Regierungspräsident Johannes Schmalzl erläuterte, dass die Grabkammer so seit Anfang 2011 unter Laborbedingungen und Einsatz modernster Methoden von einem Team von Archäologen, Restauratoren und Naturwissenschaftlern des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart freigelegt und untersucht werden könne. "So sind zahlreiche einmalige Beigaben zum Vorschein gekommen, darunter bisher allein 25 Schmuckstücke aus Gold", betonte Schmalzl.
Prof. Dr. Claus Wolf, der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, stellte gemeinsam mit Landesarchäologen Prof. Dr. Dirk L. Krauße und Diplom- Restauratorin Nicole Ebinger-Rist den vorläufigen Höhepunkt dieser Neuentdeckungen vor: ein erst vor wenigen Tagen freigelegtes Goldobjekt, das bisher kostbarste Schmuckstück aus dem Prunkgrab und mit einer Länge von mindestens 30 cm auch das größte. Es wurde gleichzeitig mit einem zur Tracht der Keltenfürstin gehörenden Schmuckstück, eine große Gewandspange aus purem Gold gehoben und erstmals öffentlich präsentiert. Die Gold-, aber auch die umfangreichen Bernsteinbeigaben des Grabes, zeichnen sich durch ihre außergewöhnlich hohe kunsthandwerkliche Qualität aus und lassen auf intensive Kontakte der frühkeltischen Elite zu den Etruskern Mittelitaliens schließen.
Wozu das heute geborgene Schmuckstück diente, ist noch unklar. Einerseits ist der Neufund bisher einzigartig und ohne Entsprechung zu anderen Fürstengräber frühkeltischer Zeit, anderseits weist er große Übereinstimmungen zu Fundstücken aus dem Grab eines kleinen Mädchens auf, das nur rund drei Meter neben dem Kammergrab der Fürstin im selben Grabhügel bestattet wurde. Damit liegt der für die Keltische Archäologie einmalige wissenschaftliche Nachweis enger (möglicherweise verwandtschaftlicher) Beziehungen zwischen zwei Angehörigen der sozialen Oberschicht vor.
Die Heuneburg an der oberen Donau gehört zu den bedeutendsten archäologischen Fundstätten Mitteleuropas und kann als älteste frühstädtische Siedlung im gesamten Raum nördlich der Alpen gelten. Großflächige Ausgrabungen auf dem Burgberg fanden zwischen 1950 und 1976 statt, die Vorburg und die Außensiedlung wurden in den letzten zehn Jahren intensiv im Rahmen von Forschungsgrabungen untersucht. Die bisherigen Ausgrabungsbefunde lassen keinen Zweifel daran, dass sich hier zwischen 620 und 480 v. Chr. eines der bedeutendsten Siedlungs-, Wirtschafts- und Machtzentren der älteren Eisenzeit, ein so genannter frühkeltischer Fürstensitz, befand, der weitreichende Beziehungen bis nach Etrurien und zu den griechischen Kolonien unterhielt.
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