Katar startet Projekt zum Erhalt der berühmten Pyramiden von Meroë im Sudan
Die antike Stadt Meroë war in den Jahrhunderten um Christi Geburt die Hauptstadt des Königreiches von Kusch. Sie liegt im heutigen Sudan, etwa 220 Kilometer nördlich der modernen Metropole Khartoum. Im schmalen Fruchtlandstreifen des Niltals wurde Meroë als prachtvolle Residenzstadt mit großzügigen Wohngebäuden, Tempeln und den einzigartigen Königlichen Bädern am rechten Nilufer zwischen dem 6. und 5. Katarakt erbaut. Östlich der Stadt liegen am Rand der Wüste die königlichen Nekropolen mit ihren charakteristischen steilwandigen Pyramiden. Durch Umwelteinflüsse, besonders durch die seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts aufgrund von Bodenerosion zunehmenden Sandstürme, sind die Pyramiden akut gefährdet. Es gilt diese wichtigen Zeugnisse der frühen Kulturen des Nil zu konservieren und behutsam zu restaurieren.
2011 wurde Meroë von der UNESCO in die Welterbe-Liste aufgenommen. Konzepte für den Erhalt der Welterbestätte und zu deren touristischer Erschließung sind wichtige Bestandteile der Nominierung. Ziel der Qatari Mission for the Pyramids of Sudan (QMPS) ist es, in Zusammenarbeit mit internationalen Spezialisten die Pyramiden der Welterbestätte Meroë zu bewahren. Das Projektvolumen ist derzeit bei 3 Mio US $ angesetzt. Das Pyramidenprojekt ist ein zentraler Baustein eines weiter gefassten Forschungsnetzwerkes.
Qatar Museums (QM) und die Antikenbehörde des Sudan, die Sudanese National Corporation for Antiquities & Museums (NCAM), haben mit dem Qatar Sudan Archaeological Project (http://www.qsap.org.qa/en/) die Rahmenbedingungen für internationale Kooperationen in Forschungsprojekten zum Sudan geschaffen. Auch das Deutsche Archäologische Institut ist mit Projekten zu den königlichen Bädern in Meroë und zur Stadt Hamadab an dem groß angelegten Forschungsnetzwerk beteiligt.
Die deutsche Forschung blickt im Sudan auf eine lange Tradition zurück. Grundlegende Arbeiten zur Architektur und Kultur des Mittleren Niltals leistete seit etwa 1960 der Architekt und Bauforscher Friedrich W. Hinkel, der 2007 verstarb und das weltweit umfangreichste Archiv zur Archäologie und Baugeschichte des antiken Sudan hinterließ. Das Archiv wird heute im Deutschen Archäologischen Institut aufbewahrt. 2014 startete das Qatar Sudan Archaeological Project und das Deutsche Archäologische Institut eine Kooperation zur Digitalisierung des Archivs. Als Ergebnis wird das Digitale Friedrich Hinkel Forschungszentrum 2017 während des bilateralen Kulturjahrs zwischen Deutschland und Katar eröffnet. Es entsteht damit eine virtuelle Forschungsumgebung, die sich an zwei Orten, in Berlin und in Khartoum, mit entsprechenden Arbeitsumgebungen konkretisieren wird und im Sudan zur wichtigen Grundlage für den Ausbau der digitalen Erfassung des kulturellen Erbes werden wird. Die digitale Erfassung und Verwaltung von Kulturdenkmälern ist heute Grundlage für einen umfassenden Schutz des kulturellen Erbes und ein unverzichtbares Werkzeug jeder Denkmalbehörde.
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