Kaiserpfalz Ingelheim erhält saarländischen Staatspreis
Die Pfalzanlage Ingelheim diente vom späten 8. Jahrhundert bis 1375 als Königsaufenthaltsort, zunächst für ihren Erbauer Karl den Großen, sowie danach für 17 weitere Herrscher bis ins hohe Mittelalter. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der Palast zur Wehranlage ausgebaut. Ab 1375 begann der Raubbau: Von den Herrschern verlassen, diente die Pfalz den Einwohnern Nieder-Ingelheims als Steinbruch für ihre Häuser; die wertvolle Bauskulptur wurde größtenteils abtransportiert und andernorts wiederverwendet.
Heute ist das Gelände der Kaiserpfalz vollständig überbaut. In einem Prozess, dessen Anfänge im späten 14. Jahrhundert liegen, wurde die Pfalz allmählich von einer kleinteiligen Bebauung überformt. Einzelne eindrucksvolle Denkmäler wie die Aula regia sind dabei erhalten geblieben, doch ist insbesondere die Gesamtgröße und -topographie der einstigen Anlage inmitten der Häuser nur unzureichend wahrnehmbar. Deswegen ist es für Besucher nicht immer leicht, die Überreste der Kaiserpfalz zu entdecken.
Deshalb wird seit 1998 ein Konzept zur touristischen Erschließung der Kaiserpfalz umgesetzt. Dieses Konzept hebt die drei Bauabschnitte der Pfalz hervor. Dabei handelt es sich um die Zeit der Karolinger, die Zeit der Ottonen und die Zeit der Stauffer. Jedes der drei heute noch sichtbaren Denkmäler – Aula regia, Saalkirche, Heidesheimer Tor – steht exemplarisch für eine Bauperiode, die anhand von Tafeln und Rekonstruktionen näher erläutert werden. Im Besucherzentrum und Museum wird u.a. anhand von Computeranimationen und der Ausstellung von Ausgrabungsfunden ein Gesamtbild der einstigen Anlage und ihrer Bewohner rekonstruiert.
Ein Rundweg mit 18 Infostationen führt zu den teils versteckt im Stadtbild gelegenen Überresten der Pfalz. Mit dem neuen Informationssystem eGuide bestehend aus einem PDA-Taschencomputer, kann sich der Besucher nun wesentlich besser orientieren und gleichzeitig mit audiovisuellen Informationen versorgen lassen. Je nach Zeitbudget, Vorwissen und Interessenslage steuern die Benutzer selbst Art und Dauer der Informationen – auf selbstgewählten Routen lässt sich so das Denkmal individuell erkunden.
Prämiert wurde der eGuide für die attraktiv und nutzerfreundlich gestalteten Bildschirminhalte des Geräts. Der Saarländische Staatspreis für Design wird vom saarländischen Wirtschaftsministerium verliehen. Er zeichnet bis zu 12 Erzeugnisse für ihr Produktdesign oder für ihr Kommunikationsdesign aus. Der eGuide wurde unter 140 Einsendungen von einer überregionalen Jury ausgewählt
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