Jüdisches Ritualbad in Friesen freigelegt
Der Zugang zum Becken erfolgte über vier Stufen. Das Bad speiste sich dabei aus Grundwasser und hatte eine Tiefe von 120 Zentimetern. Das Fundmaterial aus der Verfüllung zeigt, dass die Aufgabe dieser Privat-Mikwe mit dem Ritualbaderlass von 1828/29 der Bayerischen Regierung und des damit zusammenhängenden eingeführten Verbotes für unbeheizte Kellertauchen zusammenhängt.
Gefunden hat das Archäologenteam unter anderem Keramikfragmente von Alltagsgeschirr aus dem 19. Jahrhundert. Mit diesen Funden ergibt sich ein komplementäres Bild des jüdischen Alltags im Landkreis Kronach. Viele dieser Funde und auch diese Mikwe wurden mit neuester Technologie via virtueller 3D-Führungen zugänglich gemacht.
»Dank der Initiative des Aktionskreises Kronacher Synagoge konnte die historische Mikwe als wichtiges Zeugnis jüdischen Lebens freigelegt, dokumentiert und digital für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll die Bedeutung des breiten bürgerschaftlichen Engagements für die Bewahrung und Vermittlung des jüdischen Erbes in Bayern«, konstatiert Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe.
»Die Spuren jüdischen Lebens reichen tief in unsere kulturelle Geschichte und gewähren einen faszinierenden Einblick in das Leben der Menschen damals. Dank des Aktionskreises Kronacher Synagoge sind diese Spuren nun bestens dokumentiert und digital für die Öffentlichkeit erschlossen«, sagt Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
»Jüdische Ritualbäder wie die Friesener Mikwe sind ein wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes. Wir freuen uns, dass wir dieses Relikt der einst reichen Welt des fränkischen Landjudentums wieder sichtbar und erlebbar machen können«, beurteilt der Historiker Christian Porzelt vom Aktionskreis Kronacher Synagoge die Neuentdeckung.
Das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert befand sich, bis es 1870 von einer christlichen Familie erworben wurde, im wechselnden Besitz verschiedener jüdischer Familien. In einer historischen Baukostenaufstellung fanden sich Hinweise auf das Graben eines Beckens im Keller und auch in einem späteren Kaufbrief aus dem Jahre 1798 wird explizit eine »tauche in Köller« des Hauses benannt. Am 24. Oktober 2022 wurden die archäologischen Untersuchungsergebnisse den Medien vorgestellt.
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