Inschriften zwischen Realität und Fiktion
Den Festvortrag hält Johannes Fried, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, der die Frage nach den "Inschriften für das Gedächtnis?" stellt. Die Konzentration seiner Studien auf Früh- und Hochmittelalter, deren Wort- und Bildquellen Johannes Fried – trotz vieler Fallstricke der Überlieferung – immer wieder neue Erkenntnisse abringen konnte, öffnete den Blick für neue Methoden und Theorien der Geschichtswissenschaft. Wohl nicht zwangsläufig, aber in seinen innovativen Ansätzen durchaus angelegt, verließ er die wohlgeordneten Bahnen des Faches und beschritt einen neuen Weg, als er sich fragte, wie Informationen über die Vergangenheit in unsere Zeit gelangten – sofern es sich nicht um objektive Überreste handelt.
Indem er sich die Erkenntnisse der Neurologie, der Neuropsychologie und verwandter Disziplinen zunutze machte, entmutigte er zunächst das eigene Fach, schriftlichen Quellen in irgendeiner Weise zu vertrauen, liegt über ihnen doch der "Schleier der Erinnerung" (2004). Man darf gespannt sein und es von Fried erwarten, dass er diesen Schleier partiell selbst lüftet. Können da Inschriften hilfreiche Zeugnisse sein? Im Vortragstitel "Inschriften für das Gedächtnis?" deutet er an, dass die Fixierung von Erinnerung nicht nur den Profis der Geschichtsschreibung vorbehalten blieb. Er wird auch fragen, was Inschriften zu leisten imstande waren und sind. Wurden sie gelesen? Oft? Von Wem? Wie gut? Nützen Sie als Wissensspeicher? – Viele Fragen warten auf Antworten und Neugierige.
Die Tagung wird am Mittwoch, den 5. Mai, mit einer öffentlichen Abendveranstaltung eröffnet, bei der der Historiker Torsten Schrade, verantwortlich für den Bereich der Digitalen Akademie, das neue Online-Portal der "Deutschen Inschriften" zum ersten Mal vorstellt. Ziel dieses Pilotprojektes "Deutsche Inschriften Online" (DIO) ist die Digitalisierung und Online-Bereitstellung der Edition "Die Deutschen Inschriften"; realisiert wird es auf der Grundlage der in den Arbeitsstellen Greifswald und Mainz entwickelten Datenbanken.
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