In der Mitte der Pyramide
Einer der Gründe, warum die mit nahezu 150 Metern höchste aller Pyramiden bis heute Rätsel aufgibt, liegt im hohen Gewicht der verbauten Steinblöcke. Kaum ein anderes Gebäude der Baugeschichte hat in der Forschung so viele Theorien über den Materialtransport entstehen lassen. Kerres analysiert diese und präsentiert einen neuen Lösungsvorschlag, bei dem sich alles um die Mitte der Pyramide dreht. Als Architekt und Stadtplaner liefert er eine alle Aspekte des Bauens umfassende Analyse, die die Hauptanforderungen an einen Gebäudeentwurf, nämlich Funktion, Konstruktion und Form, einbeziehen und gelangt dabei zu teilweise völlig neuen Interpretationen der Räumlichkeiten und Bauteile.
"Viele Ägyptologen und andere Wissenschaftler haben versucht, das Rätsel des Pyramidenbaus zu lösen und das mit sehr unbefriedigenden Ergebnissen. Vieles ist wissenschaftlich nicht haltbar und alle bisher aufgestellten Theorien und auch praktische 'experimentalarchäologische' Anstrengungen haben zu keinem Aha-Erlebnis geführt.", sagt die Tübinger Ägyptologin Dr. Ulrike Fritz zu Kerres Lösungsansätzen. "Nun kommt ein Architekt auf die Idee, das Ganze von innen her aufzurollen und beschreibt zum einen einen Wechselaufzug, der senkrecht in der Pyramidenmitte angelegt, relativ problemlos schwere Steine inkl. das 40 t schwere Pyramidion nach oben transportiert und nimmt zum anderen Herodot beim Wort, der in seinen Historien von einer Insel unterhalb der Cheopspyramide berichtete. Beides zusammen 'rehabiliert' die Alten Ägypter, die – wider der opinio communis, sie hätten vor 4500 Jahren mit primitivsten Mitteln solche Weltwunder errichtet – ihre hochtechnisierten Fähigkeiten ausgefahren haben. Auch die Idee, dass eine Pyramide nicht durchgehend aus behauenen Steinen bestehen muss und anhand von horizontalen Etagen erbaut wurde, wird logisch erklärt. Zwei Komponenten, die Königskammer und die Große Galerie werden als separate, sogenannte Haus-in-Haus-Baueinheiten deklariert, die bewusst so geplant wurden und keine Alternative darstellen, sondern den eigentlichen Mittelpunkt der gesamten Konstruktion bilden. Hingegen wurde der absteigende Gang und die Felsenkammer als Irreführung von Grabräubern angelegt."
Der Autor Bernhard Kerres ist Architekt und leitete drei Jahrzehnte lang im Hauptberuf das Stadtplanungsamt in Fellbach. Daneben lehrte er Entwerfen an der Universität Stuttgart. Er forscht schon seit langer Zeit an der Cheops-Pyramide und stützt sich bei seinen Analysen vor allem dabei auf die Bauaufnahme der Ägyptologen Vito Maragioglio und Celeste Rinaldi.
Publikation
CHEOPS. In der Mitte der Pyramide
edition esefeld & traub, Stuttgart. 2018
http://www.edition-et.de/images/cheops.p...
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