Herzlichen Glückwunsch: Die Außenstelle Teheran wird 50!
1961 nahm die Abteilung ihre Arbeit erstmals auf, seit 1996 ist sie eine an die Eurasien-Abteilung des DAI angeschlossene Außenstelle. Schon im frühen 20. Jahrhundert trat mit Ernst Emil Herzfeld ein Visionär auf den Plan, der die Archäologie Persiens zu seinem Anliegen machte. Herzfeld war Professor für orientalische Archäologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. In den 1920er Jahren beriet er die persischen Behörden bei der Formulierung eines verbindlichen Antikengesetzes und dokumentierte und publizierte zahlreiche Ruinenstätte im Land. Sein Wunsch war die Gründung einer Abteilung Teheran des Archäologischen Instituts. In Deutschland jedoch waren, nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise, keine Finanzmittel verfügbar. So konnte er die 1931 begonnenen großen Ausgrabungen in Persepolis, dem bis heute ikonischen Ort Irans, nur mit amerikanischem Geld für das Oriental Institute Chicago durchführen.
Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlor Herzfeld in der NS-Zeit seine Stellung und emigrierte in die USA. Seine Vision einer Gründung eines Archäologischen Instituts in Teheran lebte jedoch fort, und wurde 1936 auch Teil der offiziellen Linie des DAI. Damit verband die politische Führung zugleich die Hoffnung, einen Vorposten für die deutsche Propaganda in Iran zu schaffen. Vier Jahre lang unterhielt das Institut eine Forschungsstation in Isfahan, bis der Einmarsch der Briten und Russen diese Episode beendete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Deutsche Archäologische Institut, wie es nun hieß, neu ausgerichtet. Nun ging es um qualitativ hoch stehende Forschung, und um die internationale Anerkennung des deutschen Beitrags dazu. Die Gründung der Abteilung Teheran im Jahr 1961 geht einher mit der Aufnahme umfangreicher Ausgrabungen in Nordwestiran, wo ein sassanidisches Heiligtum an einem Kratersee auf dem Tacht-e Solaiman freigelegt wurde. In den 1960-70er Jahren konnten weitere große Grabungsprojekte stattfinden, von denen einige – vor allem in der Fachwelt – auf großes Interesse stießen und stoßen. So zum Beispiel am Felsen von Bisotun, wo schon im frühen 19. Jahrhundert der Engländer Henry C. Rawlinson Kopien des Reliefs des achaemenidischen Großkönigs Darius und seiner Inschriften abgenommen hatte, welche die Grundlage für die Entzifferung der Keilschrift wurden. Dort legten die Archäologen des DAI parthische und sassanidische Gebäude frei. Sowohl Bisotun als auch Tacht-e Solaiman gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. In Nordwestiran wurde die Burganlage von Bastam untersucht, im 7. Jahrhundert v. Chr. Zentrum einer urartäischen Provinz und eine der größten urartäischen Burganlagen überhaupt. Firuzabad in der südiranischen Provinz Fars war die erste Stadt des sassanidischen Herrschers Ardaschir, der von hier aus das Ende der parthischen Herrschaft einleitete. Die durchgeplante Anlage der Rundstadt ist noch heute ein eindrucksvoller Anblick. All diese Aktivitäten endeten 1979 mit der iranischen Revolution.
Mit dem politischen Tauwetter der Chatami-Ära öffneten sich neue Türen, auch für Archäologen. Ein Forschungsprojekt zur frühen Metallurgie wurde im Jahr 2000 mit neuen methodischen Ansätzen begonnen und lieferte erstaunliche Erkenntnisse zur Entwicklung der Kupfer- und Silbergewinnung im 4. Jahrtausend v. Chr. auf dem iranischen Plateau. Diese zeigt sich als eine sehr fortschrittliche Technologie, welche die Gemeinschaften auf dem Hochland in die Lage versetzte, umfangreiche Handelsbeziehungen mit dem frühen Staaten im Tiefland von Mesopotamien zu unterhalten und diese mit Kupfergerät zu beliefern. Ein weiteres Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Iranischen Kulturerbe-Behörde dokumentierte ein Zentrum der Töpferei im 5. Jahrtausend v. Chr. in einem Tal in der südiranischen Provinz Fars, das seit 2008 durch den Sivand-Stausee geflutet ist.
Die Ausstellung "Tehran 50" betrachtet nicht nur den Werdegang der Außenstelle Teheran, sondern will zeigen, wie sehr geisteswissenschaftliche Forschung im Ausland zugleich Teil der jeweiligen politischen Beziehungen war und ist. Sie erzählt eine Geschichte der Archäologie in Iran, aber auch der Blick auf dieses faszinierende Land wird in der Ausstellung thematisiert. Während die kritische Betrachtung des Fremdblicks auf den Untersuchungsgegenstand inzwischen fast Standard ist, präsentiert "Tehran 50" auch den Innenblick – also die Sicht der Iraner auf die Arbeiten der Ausländer. Denn die Forschungen deutscher Archäologen in Iran waren und sind immer auch eine Begegnung zwischen Vertretern zweier Kulturen, die heute für unterschiedliche Werte und Weltsichten stehen. Man kann nur verstehen, was man kennt, und in diesem Sinn ist auswärtige Kulturarbeit auch heute wichtig und unersetzbar.
Die Ausstellung ist im Pergamonmuseum in Berlin vom 2.12.2011 bis 10.2.2012 zu sehen.
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