Heiligtum des Poseidon von Samikon freigelegt
Nach mehr als einem Jahrhundert intensiver Suche ist es Archäologen gelungen, das Heiligtum des Poseidon von Samikon an der Westküste der Peloponnes zu entdecken und dort einen großen Tempel auszugraben. Ein Team aus österreichischen und griechischen Archäolog:innen, unterstützt von Geophysikern aus Kiel und Geoarchäologen aus Mainz, spürte bereits 2021 die Grundmauern des eindrucksvollen Gebäudes auf. Es liegt an der Stelle, wo der antike Historiker Strabon in seinem 8. Buch das berühmte Heiligtum des Poseidon lokalisiert. Dieses stellte das religiöse und ethnische Zentrum des bedeutenden Bundes triphylischer Städte dar. Nun haben Forscher:innen mit Beteiligung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) das Bauwerk in seiner ganzen Länge freigelegt und zudem neue Funde gemacht.
Der 28 Meter lange und knapp 9,5 Meter breite Tempel unterteilt sich in zwei große Räume, die jeweils durch zentrale Innenpfeiler und eine Vorhalle mit zwei Säulen gegliedert sind. »Nach derzeitigem Kenntnisstand handelt es sich um einen archaischen Doppeltempel, der vermutlich aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammt. Das Dach wurde offenbar in den Jahren um 300 v. Chr. abgebaut und im Inneren des Gebäudes deponiert«, erklärt Birgitta Eder, Forscherin am Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW, die auch die Außenstelle in Athen leitet.
Marmorbecken und Bronzetafel entdeckt
Zudem haben die Archäolog:innen Fragmente eines beeindruckenden archaischen Marmorbeckens von zirka einem Meter Durchmesser entdeckt, ein sogenanntes Perirrhanterion. Dieses rituelle Reinigungsgefäß imitiert eine Bronzeschale und weist bereits antike Reparaturen mit Eisenklammern auf. Zusammen mit einem 2022 entdeckten Bestandteil kann es fast vollständig rekonstruiert werden.
Bemerkenswert ist auch der Fund einer großformatigen Bronzetafel, die ursprünglich an einer der Lehmziegelmauern des Tempels befestigt war. Aufgrund ihres fragilen Zustands wurde die Tafel im Block geborgen. »Erste Röntgenaufnahmen zeigen Teile einer umfangreichen Inschrift, die allerdings erst nach einer aufwendigen Restaurierung vollständig lesbar sein wird«, erklärt Archäologin Eder. Die Lesung dieser Inschrift könnte weitere wertvolle Einblicke in die Geschichte und Nutzung des Heiligtums liefern, das einen Kommunikationsort der antiken Region bildete.
Mauern aus einer anderen Zeit
Bei der Befreiung des Geländes von dichter Vegetation nördlich des Tempels konnte auch der Verlauf einer mächtigen zweischaligen Mauer dokumentiert werden. Diese Mauer, die möglicherweise den heiligen Bezirk des Poseidon markiert, wurde erstmals vom deutschen Wilhelm Dörpfeld (1853–1940) zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwähnt. Sie diente vermutlich als Schutz vor den damals nahegelegenen Lagunen. ÖAW-Forscherin Birgitta Eder ist sich jedenfalls sicher: »Die fortschreitenden archäologischen Arbeiten werfen ein neues Licht auf das Heiligtum des Poseidon, das über Jahrhunderte eine zentrale Bedeutung in der Region spielte.«
RSS-Feeds @ Archäologie Online
- Nachrichten
- Videos
- Podcasts