»Hascherkeller« gibt seine Geheimnisse preis
In der Diskussion um die Sozialstruktur der mitteleuropäischen Früheisenzeit spielt der »Herrenhof« als mutmaßlicher Sitz eines hochrangigen Bauern eine erhebliche Rolle. Ein Rechteckhof dieses Typs ist der berühmte »Hascherkeller« am nördlichen Stadtrand von Landshut, der überwiegend aus der frühen Hallstattzeit stammt. Hier wurde 1978 die erste magnetische Prospektion an einem solchen archäologischen Bauwerk überhaupt durchgeführt. Die Stätte wurde aufgrund ihres charakteristischen, komplexen Erscheinungsbildes und der zwischen 1978 und 1981 von Peter S. Wells, dem damaligen Assistenzkurator für europäische Archäologie am Peabody Museum der Harvard University, durchgeführten Ausgrabungen weithin bekannt.
Nach vier Jahrzehnten bot sich die Gelegenheit, die Ausgrabungen in den damals noch nicht erforschten Bereichen wieder aufzunehmen und zu einem Abschluss zu bringen. Diesmal fanden die Ausgrabungen durch Mitarbeiter:innen des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte, unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Saile, sowie der Landshuter Stadtarchäologin Frau Isabell Denk, statt. Beteiligt waren etwa 15 Personen, die meisten Studierende aus der Vor- und Frühgeschichte, wobei auch Studierende aus anderen Fächern, wie etwa der Bodenkunde oder der Physik an dem Projekt beteiligt waren. Für Prof. Saile war die untersuchte Fundstelle nicht unbekannt. Er selbst war Student, als das erste Magnetbild von der Stätte vorgestellt wurde ¬- der Fundtypus des Herrenhofs wurde hier seinerzeit erstmals untersucht.
Das wichtigste Ergebnis der jüngsten Feldarbeiten, die 2022 abgeschlossen wurden, ist die stratigraphische Entflechtung der zahlreichen Gräben. Ursprünglich war die Lößterrasse durch einen quer durch das Gelände verlaufenden Graben geteilt worden, der offenbar vor der Errichtung der Hallstattanlagen angelegt worden war und möglicherweise zeitgleich mit dem Palisadenhof A (siehe Grafik) entstand. Bei den Ausgrabungen stellte sich heraus, dass das mittlere der drei rechteckigen Gehöfte, die man auf dem Gelände vermutet hatte, nicht vorhanden war. In einer späteren Phase wurden die beiden Standorte durch zwei Verbindungsgräben miteinander verbunden. Schließlich wurde auch der Graben der Anlage B (siehe Grafik) neu angelegt. Darüber hinaus wurde etwa 200 Meter weiter südwestlich eine ähnliche Doppelanlage entdeckt.
Etwa fünf Kilometer nordöstlich wurde zudem kürzlich eine Gruppe von unverbundenen rechteckigen Gehöften magnetisch vermessen. Diese zeichnen sich durch eine größere Anzahl von Langgruben aus, die auf ehemalige Hausstandorte hinweisen.
»Es hat besonderen Charme, wenn ein Lehrstuhl eine solche Grabung durchführen kann« freut sich der Professor für Vor- und Frühgeschichte. »Der Vorteil ist der, dass man direkt nach dem Graben auch Auswerten kann und man eben auch weiß, wonach man sucht bzw. suchen muss. So gesehen gibt es dann keine verstaubten Grabungsberichte und Funde werden bloß im Museum abgelegt, sondern Grabungsfunde können direkt in wissenschaftliche Publikationen einfließen.«
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