Harald Blauzahns Königshof gefunden
Über Jahrhunderte hatten skandinavische Forscher gerätselt, wo sich der Herrschaftssitz des berühmten Königs Blauzahn einst befand. Jetzt glauben Archäologen der Universität Århus dieses Rätsel lösen zu können.
Im nordöstlichen Bereich des Jelling-Komplexes, der wegen seiner Runensteine weltbekannt ist und zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, haben die Forscher kürzlich die Überreste von vier Häusern aus Blauzahns Zeit (910 - 987) freigelegt. Sie liegen innerhalb einer einst mit Palisaden bewehrten Befestigung und gehören zum sogenannten Trelleborg-Typ. Häuser des gleichen Typs wurden auch in den Ringforts von Aggersborg, Fyrkat und Trelleborg gefunden.
»Die Befunde zeigen uns, dass wir einen großen Komplex gefunden haben, dessen geometrische Struktur ein typisches Beispiel für die Anlagen unter König Harald ist«, sagte Ausgrabungsleiter Mads Dengsø Jessen von der Universität Århus. Die Anlage sei in den Dimensionen und der Art vergleichbar mit den deutschen Kaiserpfalzen.
»Diese neue Erkenntnis bedeutet auch, dass wir möglicherweise die Ringforts allgemein in einem anderen Licht betrachten müssen«, erklärte Jessen weiter. Bisher werden diese kreisförmigen Befestigungen als reine Militärlager interpretiert. Wenn die Befestigung in Jelling aber als eine Pfalz anzusehen ist, könnte es sich auch bei den anderen Befestigungen um königliche Anwesen und zweitweilige Herrschaftssitze handeln, die der König bei seinen Reisen durch das Land nutzte, meint Jessen. Sowohl Jelling als auch Trelleborg waren nur während einer Generation in Benutzung, was auch der Grund dafür sei, dass Archäologen dort bisher nur so wenige Funde freilegen konnten.
Die Ausgrabungen in Jelling dauern noch bis August dieses Jahres. Die eigentliche Königshalle vermuten die Archäologen unterhalb der heutigen Jelling-Kirche. Dort waren bei früheren Ausgrabungen Reste eines größeren Holzgebäudes gefunden worden.
Harald Blauzahn gründete die Bistümer Århus, Ripen und Schleswig und gab dadurch den Anstoß zur Christianisierung Skandinaviens. Er verfolgte eine Politik der Vereinigung von Dänemark und Norwegen - dieser Umstand war der Grund für die Namensgebung der heute allgegenwärtigen drahtlosen Computer- und Handyverbindungstechnik »Bluetooth«. Das Bluetooth-Logo, das auf allen Geräten zu sehen ist, die diese Technik unterstützen, besteht aus den Runenzeichen für die Buchstaben H und B.
Der Beiname »Blauzahn« hat übrigens entgegen landläufiger Meinung wahrscheinlich nichts mit einem blauen Zahn zu tun. Wahrscheinlicher ist, dass das dänische »Blåtand« ursprünglich die Bedeutung »dunkler Than« (Than = Häuptling, vgl. engl. thane und chieftain) hatte. Eine andere Deutung wäre »großer Than« - also »großer Häuptling«.
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