Grabungskampagne an der "Teufelsmauer“ bei Heubach
Wissenschaftlich fundierte Aussagen lassen sich indessen weder über das einstige Aussehen noch über Funktion und Geschichte dieser Befestigungen treffen, denn die Plätze sind noch nicht mit den Mitteln der modernen Archäologie untersucht worden. Das Wenige, was heute ausgesagt werden kann, ist Ergebnis einer von bürgerschaftlichem Engagement getragenen Forschungs-Episode zu Beginn des letzten Jahrhunderts. "Angesichts des prominenten Ranges, den die mächtigen Rosenstein-Befestigungen im Denkmalbestand des Landes Baden-Württemberg einnehmen, kann uns dieser Forschungsstand nicht befriedigen", sagte Landesarchäologe und Landeskonservator Prof. Dr. Dirk Krausse vom Landesamt für Denkmalpflege.
Im letzten Jahr startete das Landesamt mit freundlicher Unterstützung der Förderstiftung Archäologie in Baden-Württemberg ein Forschungsprojekt, das Licht ins Dunkel bringen soll. Eine erste, dreimonatige Grabungskampagne galt der Kuppe des Mittelberges, die sich südöstlich des Rosensteinplateaus erhebt und von einem mächtigen Befestigungswerk, der sog. "Teufelsmauer", gequert wird. Das Bauwerk, das auf 400 Meter Länge schnurgerade verläuft, tritt heute als in den Felsgrund gehauener Graben und Bruchsteinwall in Erscheinung. In diesem Wall dürfte sich jedoch der Stumpf einer Mauer verbergen, die im waldlosen Gelände früher nach Süden und Osten in Richtung Albhochfläche gut zu sehen gewesen sein muss. Sie sichert den nördlichen Teil der Bergkuppe einschließlich ihres Gipfelbereichs, der etwa 714 Meter über NN erreicht.
Im Westen dieser befestigten Siedungsfläche wurden im Zuge der Ausgrabung drei Schnitte angelegt, die zur Klärung der Bodenverhältnisse und zur Suche nach fundführenden Kulturschichten dienten. Wie nicht anders zu erwarten, befindet sich auf dem anstehenden Fels und dem Verwitterungsschutt des Jurakalkes nur eine dünne Decke von Waldhumus. Eindeutige Gebäudespuren konnten in diesem grabungstechnisch schwer zu bearbeitenden Untergrund nicht festgestellt werden – entweder standen die Häuser an anderer Stelle, oder sie waren in einer Art und Weise erbaut, die ohne bleibende Eingriffe in den Felsengrund auskam. In den Schnitten fanden sich in allen Bereichen Scherben, der sich zuweilen zu deutlichen Konzentrationen verdichteten. Wenigstens zum Teil dürfte es sich dabei um Siedlungsbefunde handeln. Sämtliche Scherben lassen sich dem grobkeramischen Spektrum der frühen Laténezeit (ca. 450 – 300 v. Chr.) zuordnen. Jüngere oder ältere Funde liegen vom Mittelberg auch als Einzelfunde nicht vor, so dass man auch für die Befestigung von dieser Zeitstellung ausgehen darf. Um die Architektur der mutmaßlichen Mauer zu klären und evtl. unter dem Steinversturz erhaltene Kulturschichten aufzuschließen, wurde von der Innenfläche her ein Grabungsschnitt in den Wall vorgetrieben. Bis zum Ende der Grabungskampagne gaben sich hier jedoch noch keine konstruktiven Strukturen zu erkennen – was die Bauart der Mauer angeht, wird man sich bis zur Fertigstellung des Wallschnittes im laufenden Jahr in Geduld üben müssen.
Zur Monumentalität der Siedlungsbefestigung bilden die eher schlichten Funde einen auffälligen Gegensatz. Zu den erwähnten Funden an grober Gebrauchskeramik treten noch zwei Spinnwirtel, eine kleine blaue Glasperle und eine Eisenfibel – Gegenstände, die man auch in unbefestigten Siedlungen des ländlichen Milieus ohne weiteres finden könnte. Hinweise auf Metallverarbeitung – sowohl Eisen als auch Buntmetall – weisen dagegen eher auf herausgehobene, zentralörtliche Funktionen der eintigen Mittelberg-Siedlung hin. Aufmerksamkeit erregt ein etwas mehr als faustgroßes Skulpturen-Fragment aus ortsfremdem Stein, das zwei gegenüberliegende, kreisaugenartige Strukturen aufweist. Bei dem schweren Material handelt es sich um Orthogneis, dessen nächstes natürliches Vorkommen im Schwarzwald oder in den Schottern der Donau zu suchen sein dürfte. Welche Funktion dieses Objekt hatte, ist noch völlig offen.
Die erste Grabungskampagne am Mittelberg, in die auch zwei vierzehntägige Lehrgrabungen der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern eingebettet waren, soll den Auftakt eines länger angelegten und systematischen Engagements des Landesamtes für Denkmalpflege für die Erforschung der Rosenstein-Befestigungen sein. Ihre Ergebnisse, allen voran der sich erstmals für die Teufelsmauer abzeichnende Datierungsansatz, sind ein erster Erfolg.
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